10 Dinge, die Du noch nicht über die Nordsee wusstest

Faszinierendes Ökosystem, beliebte Ferienregion, Wirtschaftsraum: Das alles ist die Nordsee. Das Randmeer des Atlantischen Ozeans befindet sich zwischen Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Belgien und den Niederlanden und ist eines der am stärksten von Schiffen befahrenen Meere der Welt.  Wir teilen 10 spannende Fakten über die Nordsee, mit denen Du zum Nordseeprofi wirst.

Die Nordsee mit den an sie angrenzenden Ländern

1. Die Hanse ist für den Namen „Nordsee“ verantwortlich

Die Nordsee wurde nicht schon immer „Nordsee“ genannt. In der Antike war sie als Deutsches Meer bekannt und später dann als Westsee, in Abgrenzung zu ihrem Nachbarn, dem Binnenmeer, der Ostsee. Das Potential, die Nordsee zum Handel oder als Verkehrswege zu nutzen sahen bereits die Römer. Spätestens aber ab dem Mittelalter und mit Aufkommen der Vereinigung der Deutschen Hanse war die Nordsee als Handelsgewässer nicht mehr wegzudenken. Die Kaufleute der Hanse trugen auf ihren Karten den Namen „Nordsee“ ein, da das Meer von ihnen aus gesehen im Norden lag. Das Kartenmaterial der Hanse hat sich in Europa stark verbreitet, so dass sich der Name „Nordsee“ auch in anderen Sprachen durchsetzte: Auf englisch heißt das Meer „North Sea“, auf niederländisch „Noordzee“ und auf französisch „Mer du Nord“. Lediglich im Dänemark wurde diese Bezeichnung nicht komplett übernommen, hier gibt es nämlich zwei Namen für die Nordsee: „Nordsøen“ und „Vesterhavet“, wobei zweiteres übersetzt so viel wie „Westmeer“ bedeutet. Aus Sicht der Dänen absolut nachvollziehbar, denn hier liegt die Nordsee doch ganz eindeutig westlich von Dänemark.

2. Die Nordsee ist im Schnitt nur 95 Meter tief

Bei der Nordsee handelt es sich um ein sogenanntes Schelfmeer, beziehungsweise Flachmeer. Das heißt es ist ein Meer, welches sich am Rande eines Kontinents befindet und eine durchschnittliche Tiefe von 200 Metern unter dem Meeresspiegel nicht überschreitet. 

Das tut die Nordsee nicht, denn mit ihrer durchschnittlichen Tiefe von 95 Metern ist sie wirklich ein recht flaches Meer. Große Teile des Gewässers sind sogar noch deutlich flacher. So ist der südliche Teil zum Beispiel im Schnitt nur etwa 40 Meter tief. Die Nordsee ist bis auf den Ärmelkanal und beim Skagerrak auf drei Seiten von Land begrenzt und öffnet sich nur nordöstlich zum Atlantik hin. Je weiter man sich deshalb Richtung Norden bewegst desto tiefer wird es: In der mittleren Nordsee ist das Wasser dann durchschnittlich etwa 40–100 Meter tief und in der nördlichen Nordsee 100–200 Meter. Der niedrigste Punkt, der nicht an der Küste liegt ist die Doggerbank, eine Sandbank auf Höhe von Jütland, die teilweise sogar nur 13 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. In der Weichseleiszeit, letzten Eiszeit , als der Meeresspiegel noch niedriger war, verlief hier tatsächlich die Küstenlinie. Der tiefste Punkt der Nordsee befindet sich im Nordosten, in der sogenannte Norwegische Rinne. Sie ist ein circa 700 Kilometer langer und 180 Kilometer breiter Graben vor der norwegischen Küste, der an seiner tiefsten Stelle im Süden bei bis zu 725 Meter Tiefe abfällt.

Quelle: Ecomare Texel

3. In der Nordsee treffen zwei Flutwellen des Atlantiks aufeinander

In die Nordsee fließt von zwei Seiten ein Salzwasserstrom aus dem Atlantik ein – einmal aus dem Südwesten durch den Ärmelkanal zwischen England und Frankreich, sowie ein zweiter Strom von Norden entlang der schottischen und englischen Küste. Das Wasser fließt dann entlang der norwegischen Küste wieder zurück in den Atlantik. Diese beiden Flutwellen sind der Hauptgrund für die Wasserzirkulation und sind dafür verantwortlich, dass es Gezeiten in der Nordsee gibt. Die Nordsee Ansicht wäre sonst eigentlich zu klein und zu flach um eine bemerkbare Tide auszubilden. Die Flutwellen aus Norden trifft etwa 12 Stunden nach der des Ärmelkanals auf die Nordsee, wodurch sich ein Ebbe-Flut-Rhythmus im circa 12,5 Stunden Takt ergibt. Durch das Aufeinandertreffen der Flutwellen entstehen sogenannte Amphidromische Punkte um welche die Gezeiten herum verlaufen. Da die Nordsee so flach ist, gibt es hier drei dieser amphidromischen Punkte auf engem Raum. An diesen Punkten ist der Tidenhub, also der Unterschied des Wasserpegels zwischen Niedrig- und Hochwasser, quasi Null. Zur Küste hin steigt der Tidenhub dann deutlich an. Bedingt durch die Rotation der Flutwellen und die unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten gibt es unterschiedlich hohe Tidenhübe an verschiedenen Orten der Nordsee.

Wie genau die Gezeiten entstehen und eine nähere Erklärung warum die Tide immer 12 Stunden und 25 Minuten lang ist, erfährst Du im Nordseebuch.

Das amphidromische System der Nordsee

4. Das Nordsee-Wattenmeer ist die größte zusammenhängende Wattfläche weltweit

Das Wattenmeer an der Nordsee ist mit etwa 11.500 Quadratkilometer das größte Wattenmeer der Welt. Es erstreckt sich entlang der niederländischen, deutschen und dänischen Küste und umfasst 10% der gesamten weltweiten Wattfläche. Wattflächen entstehen an flachen Küsten mit Gezeiten. Wenn das Wasser ruhig genug ist, setzen sich Sedimente wie Sand und Schlick am Meeresboden ab. Diese, bei Ebbe zur Erscheinung tretende Fläche wird als Watt bezeichnet, was auf altfriesisch soviel wie “untief” bedeutet. Dadurch ist das Watt nur zweimal am Tag zu bestimmten Zeiten betretbar. Das Wattenmeer der Ostsee gehört zu den natürlichsten Gebieten Westeuropas und steht fast vollständig unter Naturschutz. Außerdem ist es UNESCO-Weltkulturerbe. Es weißt eine überraschend reiche Artenvielfalt auf und ist Lebensraum vieler Vogelarten, Seehunden und von den bekannten Wattwürmern.   

Insgesamt gibt es weltweit etwa 350 Küstengebiete, die als Wattfläche bezeichnet werden. Weitere wichtige Wattgebiete auf der Erde liegen zum Beispiel an der Küste des Gelben Meeres zwischen China und Korea oder in der Bay of Fundy an der Ostküste Kanadas.

Wattgebiete der Welt

5. Die Namen der Ostfriesischen Inseln lassen sich mit Eselsbrücken merken

Es gibt sieben Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Um sich die Reihenfolge besser merken zu können, haben sich zahlreiche Eselsbrücken etabliert: Von West nach Ost kann man sich die Anfangsbuchstaben zum Beispiel sehr gut mit dem Satz „Bei Juist nagen Biber leise süße Waffeln“ merken. Von Ost nach West bietet sich der Satz „Wer sieht lila Blumen neben jedem Baum?“ an.

Die sieben Ostfriesischen Inseln

6. Südlich von Pellworm liegt das Atlantis der Nordsee

Der Ort Rungholt, auch „Atlantis der Nordsee“ genannt, verfügte der Legende nach über große Reichtümer und schützte  sich mit Deichen vor dem Meer. Doch einige Männer erlaubten sich einen Scherz mit einem  Priester, welcher wiederum Gott darum bat, die Stadt schwer zu bestrafen. Infolgedessen soll Gott eine Flut geschickt haben, welchem der Ort zum Opfer fiel. 

Soweit die Legende. Den Ort gab es jedoch wirklich: Im 14. Jahrhundert lag er südlich von Pellworm mitten im damals existierenden Marschland. Vermutlich war er deutlich weniger wohlhabend als die Legende besagt – und ist der schweren Flut von 1362 zum Opfer gefallen. Im Watt kann man noch heute  Reste der früheren Siedlung finden.

Was es mit Sturmfluten an der Nordsee auf sich hat und welche weiteren Nordsee-Legenden es gibt, erfährst Du im Nordseebuch.

Ungefähre Lage von Rungholt

7. Das Wattenmeer ist der wichtigste Rastplatz für Zugvögel in Europa

Über zehn Millionen Zugvögel machen hier jährlich eine Rast auf ihrer anstrengenden Reise und suchen im Watt Nahrung und Ruhe. Vogelarten wie der Knutt, die Küstenseeschwalbe und die Ringelgans, die aus dem weit entfernten Sibirien oder aus Skandinavien kommen, nutzen das Wattenmeer als Zwischenstopp, bevor sie sich auf den ostatlantischen Zugweg begeben – einer der wichtigsten Routen des weltweiten Vogelzugs entlang der Westküsten von Europa und Afrika.

Der Ostatlantische Zugweg

8. Der höchste Leuchtturm an der Nordsee ist über 65 Meter hoch

Es handelt sich dabei um den Campener Leuchtturm, welcher an der Mündung der Ems in der Gemeinde Krummhörn liegt. Er wurde 1889 erbaut und besteht größtenteils aus Stahl. In der Bauweise erinnert er an den Eiffelturm – daher wird er vor Ort auch liebevoll „ostfriesischer Eiffelturm“ genannt. Über 308 Stufen lässt sich die Galerie an der Spitze des Turmes erreichen. Wer die Mühen auf sich nimmt, wird mit einem grandiosen Blick belohnt: An klaren Tagen reicht der Blick bis nach Borkum. 

Im Kapitel „Seezeichen“ des Nordseebuchs erfährst Du, welche wichtige Rolle Leuchttürmen für die Seefahrt haben und wo die 22 höchsten Leuchttürme der Nordsee stehen.

9. Die Nordsee ist im Schnitt 4x salziger als die Ostsee

Um genau zu sein 4,375-Mal. Der durchschnittliche Salzgehalt in der Ostsee liegt bei 0,8%, wohingegen der Salzgehalt in der Nordsee bei 3,5% liegt. Umgerechnet in Badewannen bedeutet das: Für eine 150-Liter Wanne braucht man 5,25 Kilo Salz, um den Salzgehalt der Nordsee nachzubilden. Für das Ostsee-Feeling braucht es lediglich 1,2 Kilogramm.

10. Eines der sieben “Weltwunder der Moderne” steht an der Nordsee

Die „American Society of Civil Engineers“ erstellte 1995 eine Liste der „Sieben Wunder der Modernen Welt“. Diese Liste enthält Bauwerke, die sich durch ihre hohe Baukunst und außergewöhnliches Aussehen von anderen abheben. Sie enthält zum Beispiel das berühmte Empire State Building in New York City oder den Eurotunnel, der Frankreich und Großbritannien verbindet. 

Und auch ein für den Küstenschutz an der niederländischen Nordseeküste enorm wichtiges Bauwerk steht auf dieser Liste: die Deltawerke, die den Süden des Landes durch ein System aus Deichen, Dämmen und Sperrwerken vor Flutkatastrophen schützen.

Das Oosterschelde-Sperrwerk, Teil der niederländischen Deltawerke

Das waren sie, die 10 spannenden Fakten über die Nordsee. Wenn Du mehr Wissenswertes, Lustiges und Überraschendes über die Nordsee wissen willst, dann wirf gerne einen Blick auf das Nordseebuch. Wusstest Du zum Beispiel, dass die Ostfriesischen Inseln wandern? Oder dass ein einziges Heringsweibchen bis zu 150 000 Eier legen kann? Das und vieles mehr gibt’s im Nordseebuch zu entdecken.