Die Alpen und die Nordseeregion sind besondere Ökosysteme. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was die beiden miteinander verbindet: Gibt es Gemeinsamkeiten in der Entstehung, Naturphänomene, die am Meer und in den Bergen auftreten? Oder haben die Alpen und die Nordsee absolut gar nichts gemeinsam und es gilt zu Recht der Gegensatz “Berge oder Meer”?
Wir haben sechs Gemeinsamkeiten herausgefunden, die wir hier mit euch teilen.
1. Nordseesand besteht aus Alpensedimenten
Der Sand der Nordsee besteht vor allem aus Quarz, einem Mineral, das häufig in deutschen Mittelgebirgen und in den Alpen zu finden ist. Das hat einen einfachen Grund: Das Wasser-Einzugsgebiet der Nordsee setzt sich aus den Einzugsgebieten der Flüsse zusammen, die in die Nordsee münden und dabei Steine und Sedimente in Richtung Nordsee transportieren. Der wasserreichste Nordseezufluss ist der Rhein, der in den Schweizer Alpen entspringt und in den Niederlanden in der Nordsee mündet.
Von den Flüssen transportierter Sand und Sedimente werden bei Ebbe in die Nordsee gespült und setzen sich am Boden ab – es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, der Nordseeboden bestehe aus Alpensteinen.
2. Die Größe ändert sich
Beide verändern ihre Größe: Die Alpen wachsen, die Nordsee sinkt. Das haben zwei Gruppen von Forschenden unabhängig voneinander herausgefunden. Der Meeresboden der Nordsee wird durch abgelagerte Sedimente immer schwerer und bewirkt, dass das Sediment langsam in den heißen und besonders leicht verformbaren Erdmantel sinkt. Während sich dadurch der geologische Meeresboden absinkt, bleibt die Wassertiefe der Nordsee etwa gleich: Jahr für Jahr setzt sich neues Sediment auf dem Boden ab, welches die Senkung ausgleicht. Die Alpen hingegen wachsen an: Was schon lange bekannt ist, wurde jetzt mit Daten belegt. Ganze 1,8 Millimeter sollen die Berge in den letzten 12 Jahren durchschnittlich pro Jahr gewachsen sein. Allerdings gibt es regional große Unterschiede. Die Berge der Westalpen wachsen mit durchschnittlich 2 Millimetern pro Jahr deutlich schneller als die Gipfel in den Ostalpen, deren durchschnittliche Höhe sich kaum verändert hat. Allerdings verlieren zahlreiche Berge auch an Höhe. Dies ist häufig die Folge von abschmelzenden Eiskuppen an den Gipfeln oder von Felsstürzen.
3. Der Einfluss der Eiszeit.
Die letzte große Eiszeit hatte maßgeblichen Einfluss auf ihr heutiges Erscheinungsbild: Unsere Erde befindet sich seit etwa zwei Millionen Jahren in einem Eiszeitalter, in dem die Pole vergletschert sind. Während eines solchen Eiszeitalters wechseln sich wärmere und kältere Perioden ab, es gibt kältere Glaziale (Eiszeiten) und wärmere Interglaziale (Zwischeneiszeiten). In einer solchen Zwischeneiszeit befinden wir uns aktuell. Die letzte Eiszeit liegt etwa 25 000 Jahre zurück. Während dieser sogenannten Würm-Kaltzeit waren die Alpen bis ins Alpenvorland großflächig mit Eis bedeckt. Mit der Erwärmung des Klimas und dem Übergang in die jetzige Zwischeneiszeit zog sich das Eis zurück und formte dabei Täler und Berge so, wie wir sie jetzt kennen.
Zur selben Zeit lag die Region, in der sich jetzt die Nordsee befindet, trocken. Skandinavien, Teile Großbritanniens und Norddeutschlands waren von einer dicken Eisschicht bedeckt. Die einsetzende Erwärmung führte auch hier zu einem Abschmelzen des Eisschildes und damit gleichzeitig zu einem Anstieg der Meeresspiegel. Teile der Landmasse Skandinaviens und Großbritanniens hoben sich, befreit von der Last des Eises, an. Durch das immer schnellere Schmelzen des Eises ist letztendlich die Nordsee in ihrer aktuellen Form entstanden.
4. Beide sind beliebte Urlaubsziele
Knapp vier Millionen Urlauber*Innen hat es in den letzten 12 Monaten an die deutsche Nordseeküste verschlagen, rund 100 Millionen Tourist*Innen besuchen jedes Jahr den Alpenraum. Beide Gegenden gehören zu den beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen. Im Vergleich mag die Zahl der Personen, die an der Nordsee Urlaub machen, gering erscheinen. Allerdings ist hier die Saison deutlich kürzer: Währen die Alpen im Winter wie im Sommer von hohen Besucherzahlen profitieren, startet die Saison in Norddeutschland im März und ist im Oktober vorbei.
Beide Urlaubsgebiete laden zu aktivem Urlaubsvergnügen ein. In den Alpen steht im Winter natürlich der Schneesport an erster Stelle. Im Sommer laden die Berge zum Wandern, Klettern, Bergsteigen und Mountainbiken ein, die Alpenseen wie z.B. der Bodensee, der Gardasee und der Genfer See bieten zahlreiche Möglichkeiten für Wasseraktivitäten. Während Klettern, Bergsteigen und Mountainbike an der Nordseeküste aufgrund der topografischen Begebenheiten nur bedingt möglich ist, spielt hier natürlich der Wassersport eine umso größere Rolle: Wasseraktivitäten wie Schwimmen, Segeln oder Surfen bieten vielfältige Möglichkeiten. Doch auch das (Watt-)Wandern und Fahrradfahren sind attraktive Urlaubsbeschäftigungen.
5. Skifahren geht an beiden Orten
Bei Marmota Maps denken wir beim Skifahren natürlich erstmal an die Alpen – schließlich haben wir dem beliebten Schneesport ein ganzes Buch gewidmet. Doch mit zwei Brettern unter den Füßen lässt es sich auf dem Wasser ebenso gut Sport treiben: Wasserski ist seit Jahren fest in der Landschaft der Wassersportarten verankert. Mit dem Wakeboard hat sich auch das Wasser-Pendant zum Snowboard etabliert. Aufgrund der einzigartigen Bedingungen, die sowohl die Alpen als auch die Nordsee bieten, eignen sich beide Regionen für eine Vielzahl von Extremsportarten. Bergsteigen, Klettern und Schneesport stehen Kiten, Surfen und Schwimmen in der Nordsee gegenüber.
6. Die Diversität im Tierreich
Aufgrund ihrer Größe, ihrer klimatischen Besonderheiten und ihrer Vielfältigkeit bieten sowohl die Alpen als auch die Nordsee Lebensraum für außergewöhnlich viele Tierarten. Der Deutsche Alpenverein schätzt die Gesamtzahl der im Alpenraum lebenden Tierarten auf etwa 30 000, darunter etwa 80 Säugetierarten sowie zahlreiche Vögel, Reptilien und Insekten.
Die Nordsee gilt wegen ihres hohen Gehalts an Nährstoffen und Plankton und ihrer Flachwasserzonen als fischreiches Meer. Zusätzlich finden sich in der Region zahlreiche Meeressäuger und Vögel. Und: Nirgendwo auf der Welt steckt der Boden so voller Leben wie an der Nordsee! Pro Quadratmeter Schlickboden finden sich zum Beispiel über 40 000 Schlickkrebse, 30 000 Wattschnecken oder 4 000 Ringelwürmer. Die Biomasse des Wattbodens ist damit sogar höher als bei einer vergleichbaren Fläche im tropischen Regenwald.
Die Alpen und die Nordsee sind natürlich trotz alledem grundverschieden. Was sie aber besonders vereint: Beides sind außergewöhnliche und schützenswerte Ökosysteme, die mehr Besonderheiten gemeinsam haben als auf den ersten Blick vermutet.
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