Die höchsten Leuchttürme der Nordsee

Über 60 Leuchttürme stehen allein an der deutschen Nordseeküste und dienen der Schifffahrt als wichtige Orientierungspunkte für die Navigation. Tagsüber sind sie häufig durch auffällige Farben und Muster weithin erkennbar, nachts senden sie ein individuelles Lichtsignal aus, anhand dessen Seefahrer eindeutig bestimmen können, um welchen Leuchtturm es sich handelt. Dieses Lichtsignal wird Leuchtfeuer genannt. Früher wurde es manuell bedient, heute ist es größtenteils automatisiert und wird zentral gesteuert. 

Im Nordseebuch haben wir Daten über alle aktiven und über 40 Meter hohen Leuchttürme an der Nordsee gesammelt und in eine Grafik übertragen. Die fünf höchsten davon wollen wir hier etwas genauer vorstellen.

1. Campen: Der „ostfriesische Eiffelturm”

Mit 65,3 Metern Höhe ist der Leuchtturm Campen an der Mündung der Ems der höchste Leuchtturm Deutschlands und liegt auf Platz 14 im weltweiten Vergleich. Sein Leuchtfeuer besitzt eine große Reichweite: Es ist etwa 30 Seemeilen (55,6 Kilometer) weit zu sehen. 1889 als Stahlfachwerkturm erbaut, ähnelt er in seiner Bauweise dem Pariser Eiffelturm und wird daher vor Ort liebevoll als „ostfriesischer Eiffelturm” bezeichnet. 

Über 308 Stufen lässt sich die untere Galerie des Turms erreichen. Die Mühe lohnt sich: An klaren Tagen kann man von hier aus das 20 Kilometer entfernte Borkum sehen. 

Der Leuchtturm war einer der ersten elektrisch betriebenen Leuchttürme Deutschlands. Da Campen aber zur Zeit der Inbetriebnahme noch nicht an ein elektrisches Stromnetz angeschlossen war, musste anders Abhilfe geschaffen werden. Der benötigte Strom wurde zunächst mit Dampfmaschinen erzeugt, später durch einen Dieselmotor welcher heute noch funktionsfähig ist und am Tag des offenen Denkmals im Maschinenhaus bewundert werden kann.

2. Das Oberfeuer Voslapp

Bestehend aus Unter- und Oberfeuer ersetzt die Richtfeuerlinie Voslapp seit dem Jahr 1960 den Leuchtturm Voslapp. Mit einer Höhe von 65 Metern steht das Oberfeuer der Richtfeuerlinie auf Platz 2 der höchsten Nordsee-Leuchttürme. Seinen markanten rot-weißen Anstrich hat das Gebäude erst 1984 erhalten, vorher hatte der Stahlbetonturm eine schlichte graue Farbe. Auch das deutlich kleinere Unterfeuer hat 2003 einen neuen, ebenfalls rot-weißen, Anstrich bekommen. 

Mit einer Reichweite von 27 Seemeilen (etwa 50 Kilometern) weist  das Oberfeuer  Voslapp Schiffen einen sicheren Weg durch die Jadeeinfahrt zu den Wilhelmshavener Häfen. Für Besucher ist das Bauwerk leider nicht zugänglich.

3. Die „Lange Nelle” in Oostende

Die „Lange Nelle” ist schon der dritte Leuchtturm, der am jetzigen Standort im Hafen von Oostende in Belgien gebaut wurde. Der zylindrische Betonturm wurde im Jahr 1947 errichtet, nachdem seine Vorgänger im Ersten Weltkrieg vom Deutschen Heer und im Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Wehrmacht zerstört wurden. 

Seinen ungewöhnlichen Anstrich hat der Leuchtturm von Oostende dem Entwurf des belgischen Designers Ignacio von Isacker zu verdanken. Seit 1994 erstrahlt er in weißer Farbe, mit zwei wellenförmigen blauen Bändern und goldfarbenen Galerien.

Mit 65 Metern Höhe ist die „Lange Nelle” der höchste Leuchtturm an der belgischen Nordseeküste. Sein Leuchtfeuer reicht etwa 50 Kilometer weit (27 Seemeilen).

4. Der Neue Leuchtturm Wangerooge

Der Neue Leuchtturm Wangerooge ist der einzige Insel-Leuchtturm unter den fünf höchsten Nordsee-Leuchttürmen. Der Ausbau des Fahrwassers zu den Wilhelmshavener Häfen machte einen Neubau notwendig, so dass der Neue Leuchtturm den Alten Leuchtturm ab 1969 ersetzte. Er ist 64 Meter hoch, besteht hauptsächlich aus Stahlbeton und umfasst neben einer Radaranlage verschiedene Leuchtfeuer: Ein Seefeuer, welches der Orientierung in der südlichen Deutschen Bucht dient, ein Leitfeuer für die Ansteuerung der Außenjade und ein Warnfeuer (oder Nebenfeuer) für die Bezeichnung der Buhne H im Harle-Seegatt. Der Turm ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. 

Der Alte Leuchtturm Wangerooge, der mit seinen 39 Metern deutlich kleiner als der Neue Leuchtturm ist, steht mittlerweile unter Denkmalschutz und beherbergt ein Heimatmuseum, eine Aussichtsplattform und einen Außensitz des Standesamtes. 

5. Der „Lange Jaap” bei Den Helder

Der „Lange Jaap”, wie der Leuchtturm Huisduinen bei Den Helder in den Niederlanden liebevoll genannt wird, ist der höchste Leuchtturm an der niederländischen Nordseeküste und der höchste gusseiserne Leuchtturm in ganz Europa. Der 63 Meter hohe Turm wurde 1878 in Betrieb genommen und steht seit 1988 unter Denkmalschutz. 

Der Architekt des Turmes, Quirinus Harder, hat zahlreiche niederländische Leuchttürme entworfen. Für den „Lange Jaap” hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen und dem Turm einen sechzehn-eckigen Grundriss verpasst. 

Mit einer Leuchtfeuer-Reichweite von 30 Seemeilen (etwa 55 Kilometer) ist das Licht des Leuchtturms weithin sichtbar und leitet Schiffe sicher entlang der vor Den Helder gelegenen Insel Texel. 

Extra: Der Phare de Dunkerque

Der Leuchtturm in Dunkerque (dt. Dünkirchen) misst ebenfalls 63 Meter und hat es daher verdient, als Extra-Turm in diesem Beitrag mit aufgenommen zu werden. 

Der Leuchtturm gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist der nördlichste Leuchtturm Frankreichs. Er wurde auf den Ruinen des Fort Risban im Jahre 1843 aus Ziegelsteinen erbaut. 2010 wurde er zum historischen Monument erklärt und ist seitdem als Teil des Hafenmuseums der Öffentlichkeit zugänglich. Durch das Erklimmen von 276 Stufen lässt sich die Spitze des Turms erreichen, von welcher aus man einen fantastischen Panoramablick genießen kann.

Diese sechs und 17 weitere Nordsee-Leuchttürme sind im Nordseebuch zu finden. Dort erklären wir außerdem die Funktion und Einsatzmöglichkeiten anderer wichtiger Seezeichen, wie Feuerschiffe und Tonnen.

Spannende Fakten, mit denen Du zum Nordseeprofi wirst findest Du außerdem in unserem Blogbeitrag „10 Dinge, die Du noch nicht über die Nordsee wusstest”.