Einige der wichtigsten Flüsse Europas entspringen in den Alpen. Kein Wunder: Europas größtes Süßwasserreservoir befindet sich in den Alpen, aus denen pro Jahr mehr als 200 Milliarden Kubikmeter Wasser abfließen. Die Alpen fungieren als eine der bedeutendsten Wasserscheiden Europas und ihre Entwässerung erfolgt in drei große Richtungen, nach Süden ins Mittelmeer und die Adria, nach Nordwesten in die Nordsee, sowie nach Osten über die Donau ins Schwarze Meer.
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Die meisten größeren Alpenstädte liegen an den Austritten der Alpenflüsse ins Vorland. Neben der Trinkwasserversorgung, etwa für die Millionenstädte München und Wien, spielen die Flüsse der Alpen auch als Transportweg und für die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke eine wichtige Rolle. Seit dem 20. Jahrhundert werden die Alpengewässer, und damit auch die Flüsse, zudem zunehmend touristisch genutzt.
Einige der bedeutendsten europäischen Flüsse, wie Rhein, Rhone und Po, entspringen direkt in den Alpen. Mit Save, Inn und Drau münden außerdem drei der vier wasserreichsten Nebenflüsse der Donau in Europas zweitlängsten Strom, auch wenn die Donau selbst nicht direkt durch den Alpenraum fließt.
Der Rhein – von Graubünden in die Nordsee
Der mächtigste und mit einigem Abstand längste Alpenfluss ist mit 1.232 Kilometern der Rhein. Er entspringt im Schweizer Kanton Graubünden, wo sich Vorder- und Hinterrhein vereinen. Der Rhein bildet die Grenze zwischen der Schweiz und Liechtenstein und weiter flussabwärts zwischen der Schweiz und Österreich, bevor er den Bodensee durchfließt. Beim Ausfluss aus dem Bodensee bei Stein am Rhein beginnt der Hochrhein, der die Grenze zwischen der Schweiz im Süden und Deutschland im Norden bildet. Hinter Basel wird der Oberrhein schiffbar und zum deutsch-französischen Grenzfluss, bevor er zu Mittel- und Niederrhein wird, die deutsch-niederländische Grenze überquert und schließlich bei Rotterdam, rund um Europas größten Seehafen, in die Nordsee mündet.
Save und Inn – die Donauzuflüsse
In den Julischen Alpen, im Gebiet um den Triglav in Slowenien, entspringt der zweitlängste Alpenfluss, die Save. Sie ist der größte Fluss Sloweniens und Kroatiens, deren Hauptstädte Ljubljana und Zagreb sie durchfließt. Über Bosnien-Herzegowina und Serbien mündet die Save schließlich nach 945 Kilometern in Belgrad in die Donau.
Ein weiterer bedeutender Donauzufluss ist der Inn, ein besonders vielfältiger Fluss, der über etwa zwei Drittel seiner Gesamtlänge von 517 Kilometern den Alpenraum durchfließt. Wie der Rhein entspringt auch er in Graubünden, nämlich im Engadin. In Passau mündet der Inn schließlich in die Donau. Ursprünglich war der Inn spätestens ab dem 12. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftsweg. Im 20. Jahrhundert fanden an seinen Ufern zwischen 1928 und 1976 vier Olympische Winterspiele in St. Moritz und Innsbruck, das seinem Namen ebenfalls dem Fluss verdankt, statt. Und noch heute ist der Inn für Sportbegeisterte ein beliebtes Ziel, etwa für Wildwasserrafter, die vor allem im oberen Flussverlauf geeignete Abschnitte für ihre Touren finden. Neben der touristischen Nutzung ist der Inn heute wirtschaftlich vor allem für die Stromerzeugung wichtig. Mehr als 20 der insgesamt über 500 Wasserkraftwerke der Alpen nutzen die Energie des Inn. Auch wenn aus Wasserkraft erzeugter Strom als sauber gilt, ist die Nutzung für die Umwelt häufig nicht unproblematisch. Flussläufe werden geändert und begradigt. Insgesamt gelten nur noch etwa 10% der Alpenflüsse als natürlich fließend.
Die Rhone – vom Wallis ins Mittelmeer
Die Rhone ist mit 812 Kilometern Länge zwar nicht der längste, aber der wasserreichste Fluss Frankreichs. Sie entspringt am Rhonegletscher im Wallis. In der deutschsprachigen Schweiz ist sie auch als Rotten bekannt. Die Rhone durchfließt auf Schweizer Gebiet Sion und den Genfer See. Hinter Genf geht es weiter nach Frankreich. In Lyon, der größten Stadt am Fluss, mündet der größte Nebenfluss, die Saône, in die Rhone, die nun nach Süden bis zur Mittelmeermündung, dem Rhonedelta in Südfrankreich, fließt. Die Rhone ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Schifffahrtsweg für die Region. Heute ist sie von Lyon bis zur Mündung auch für größere Schiffe befahrbar, wofür weite Teile des Flusslaufs begradigt wurden, so dass die Rhone hier mittlerweile einem Kanal ähnelt.
Etsch und Po – die Adriazuläufe
Auf einer Länge von 652 Kilometern fließt Italiens längster Fluss, der Po. Er entspringt in den Cottischen Alpen, im Piemont, an der Nordseite des Monte Viso. Bei Turin, am Westufer des Po gelegen, öffnet sich die Poebene, Italiens wichtigste Wirtschaftsregion, für die der Fluss Namensgeber war. Heute ist der Po vor allem für die landwirtschaftliche Bewässerung in der Region unverzichtbar. In einem riesigen Delta mündet der Po schließlich bei Venedig in die Adria.
Lediglich ein paar Kilometer weiter nördlich liegt die Mündung der Etsch (italienisch: Adige), mit 415 Kilometern Italiens zweitlängster Fluss. Ihre Quelle liegt in den Ötztaler Alpen in Südtirol. Die Etsch fließt über durch den Reschensee, das Vinschgau, Meran und Bozen und westlich des Gardasees entlang. Im unteren Flussverlauf, hinter Verona, finden sich viele Verbindungen von Etsch und Po. Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Flusslauf der Etsch für die Hochwasserregulierung, sowie die Energiegewinnung vielerorts geändert und begradigt.
Unsere Infografik zeigt den Verlauf der 15 längsten Flüsse der Alpen, die in den Alpen entspringen, von der Quelle bis zur Mündung.
Eine gedruckte Version dieser Grafik findet Ihr auch im ALPS-Magazines (37/2018).