Die vier großen Pässe der Alpen

Die Routen im Alpenraum sind stark frequentiert. Alleine über den Brennerpass fahren jährlich rund 2 Millionen LKWs. Aber auch schon vor über 3.000 Jahren nutzen Menschen die Alpenpässe als erste Handelsrouten. Wir stellen dir einige der wichtigsten und ältesten Alpenpässe vor. 

Die ersten Handelsverbindungen zwischen den Alpentälern und dem Alpenraum waren die sogenannten Saumpfade, diese fanden bereits in der Bronzezeit (circa 1.500-100 v. Chr.) Nutzung. Die veraltete Bezeichnung Saum bedeutet soviel wie Last. Bis ins 17. Jahrhundert war der Beruf des Säumers essentiell für den Warenverkehr.

Besonders zur Zeit der Römer entstand erstmals ein befestigtes Netz an Wegen, welche die Alpenregionen mit Rom verbanden. Die damaligen Routen sind der Grundstein für die heutigen Alpenpässe. Ab dem 17. Jahrhundert dominierte der Postverkehr mit Postkutschen und der Personenverkehr über die Alpen gewann an Beliebtheit. Im 19. Jahrhundert weitete sich dann die Infrastruktur auf die Eisenbahn aus bevor es zu den Verkehrswegen kam wie wir sie heute kennen – mit Tunneln, Seilbahnen, ausgebauten Passstraßen und Schienennetzen. 


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Die vier großen Alpenübergänge

Traditionell gelten die Pässe Mont Cenis / Fréjus, Simplon, Gotthard und Brenner als die vier großen Alpenübergänge. Sie schließen die Alpenfläche zwischen der italienisch-französischen, der italienisch-schweizerischen und der italienisch-österreichischen Grenze ein, welche auch als Innerer Alpenbogen bezeichnet wird.

Mont Cenis / Fréjus

Der 2.081 Meter hohe Pass Col du Mont Cenis an der französisch-italienischen Grenze bildet den westlichen Abschluss des Inneren Alpenbogens. Bereits die Römer nutzten die Passhöhe für Feldzüge und auch Karl der Große und Heinrich der IV. auf seinem Gang nach Canossa, überquerten die Alpen über den Mont Cenis Pass. Das Mont Cenis Plateau mit dem Stausee Lac du Mont Cenis bietet zudem ein wunderschönes Alpenpanorama.

Trotz des Frejus-Tunnels für Zug und PKW, der unterhalb des Mont-Cenis-Massivs liegt, stellt der Pass eine wichtige Verbindung zwischen Lyon und Turin da. Bis zum Jahr 2029 soll der Mont-Cenis-Basistunnel fertiggestellt werden, der die beiden Städte zusätzlich mit einem Hochgeschwindigkeitszug verbindet. 

Simplon

Der relativ serpentinenfreie Simplonpass ist einer der wichtigsten Nord-Süd-Routen der Alpen und verbindet das schweizerische Brig mit der italienischen Stadt Domodossola. Der etwas nördlich liegende Lötschberg Alpenübergang war als Verlängerung der Simplonroute ebenfalls ein wichtiger Handelsweg. Der Scheitelpunkt des sehr gut ausgebauten, dominierenden Simplonpasses liegt auf einer Höhe von 2.006 Metern.

Er ist mittlerweile beliebte Transitstrecke für internationale LKW Transporte. An Wichtigkeit gewann die Passverbindung besonders Anfang des 19. Jahrhunderts als Napoleon I. eine befestigte Straße für seine Artillerie erbauen ließ. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurde die Südflanke militärisch genutzt. Heute erinnert eine steinerne Adlerskulptur daran. 

Gotthard

Der Gotthard ist wohl der berühmteste Schweizer Alpenpass. Durch das Tessin, vom schweizerischen Andermatt ins italienische Airolo, schlängelt sich die Passstraße über das Gotthard-Massiv bis auf eine Höhe von 2.107 Metern. Seit dem Mittelalter war der Pass eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen bis man dann um 1880 der 15 Kilometer lange Gotthardtunnel baute. Heute sind die Routen durch den Straßentunnel und seit Ende 2016 durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt, den Gotthard-Basistunnel die wichtigsten für den Warenverkehr durch die Schweizer Alpen.

Obwohl der Straßengüterverkehr seit 1985 lange konstant zunahm, blieb der Eisenbahnverkehr am Gotthard, was die Warenmenge anging, immer die wichtigere Verbindung. Mit dem Bau des neuen Basistunnels soll sich dieses Verhältnis noch stärker zugunsten des Schienenverkehrs entwickeln. Der Gotthard Pass ist deshalb, mit seiner teilweise von Granitsteinpflaster bedeckten Straße und der spektakulären Natur besonders touristisch beliebt. 


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Brenner

Der 1.370 Meter hohe Brennerpass ist der niedrigste der großen Alpenpässe aber wohl auch der berühmteste Grenzpass in den Ostalpen. Er verbindet das österreichische Innsbruck mit der italienischen Stadt Bozen und ist für den Straßenverkehr die meistgenutzte Route. Insgesamt wurden 2017 am Brenner im Durchschnitt fast 40.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Zudem verläuft der größte Teil des Güterverkehrs der Alpen über die Straße des Brenners und nicht über dessen Schienenverbindung.

Auch wenn der Warentransport mit der Brennerbahn geringer ist, bleibt sie nach dem Gotthard die zweitwichtigste Eisenbahnstrecke über die Alpen. Durch den Bau des neuen Basistunnels bis zum Jahr 2027 soll sich nach Plan der Schwerlastverkehr stärker von der Straße auf die Schiene verlagern.

Auch geschichtlich ist der Brennerpass ein interessanter Ort. Schon zu Zeiten der Römer war diese Route, damals unter dem Namen Via Reatia bekannt, eine wichtige Verbindung von Verona bis nach Augsburg, die zu befestigten Straßen ausgebaut wurde. Während des Zweiten Weltkriegs fungierte der Brenner zudem mehrmals als Treffpunkt für die Diktatoren Hitler und Mussolini, um sich ihrer Waffenbrüderschaft zu versichern. 

Weitere Alpenübergänge

Neben den vier großen Pässen gibt es noch weitere Alpenübergänge für den Straßen und Schienenverkehr, sowie Tunnel. Nicht alle von ihnen liegen im inneren Alpenbogen, sondern auch östlich Richtung Österreich und Slowenien lassen sich Alpenpässe finden, die besonders seit der Grenzöffnung in Osteuropa stärker frequentiert sind. Im Westen an der französisch-italienischen Grenze, ebenfalls außerhalb des inneren Alpenbogens, befindet sich der Col de Montgenèvre. Diesen Pass gibt es auch schon seit der Römerzeit als Teil der Via Domitia, der ersten Straße, die Italien mit Spanien verband.

Ein weiterer historischer Pass ist der Grosse St. Bernhard. Trotz seiner Höhe von 2.469 Metern wurde er bereits vor der Römerzeit begangen und im römischen Reich stark ausgebaut. Auf der Passhöhe errichtete man sogar ein Tempel für den Gott Jupiter und die Route war zudem Abschnitt einiger Pilgerwege. 

Eines der wohl bekanntesten Alpenmotive ist aber immer noch der aus dem Wasser ragende Kirchturm des Reschensees am Reschenpass – dem Gebirgspass zwischen dem österreichischen Inntal und dem italienischen Vinschgau. Auch diese Route wurde bereits von den Kelten als Saumpfad genutzt und war während dem römischen Reich als Via Claudia Augusta die wichtigste Verbindung zwischen Italien und Augsburg bis sich die Via Raetia über den Brenner etablierte.


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