Lawinen sind eine bekannte Gefahr in Gebirgen und zeigen immer wieder, das die Macht der Natur nicht zu unterschätzen ist. Als klassische Lawine ist das Abrutschen von Schnee und Eis bekannt, doch es gibt auch Schlammlawinen, die sogenannten Muren. Lawine ist also nicht gleich Lawine. Welche Formen es gibt und wie sie ausgelöst werden, haben wir für dich mitsamt Infografik zusammengestellt.
Welche Lawinenarten gibt es?
Es gibt einige unterschiedliche Lawinenarten. Um was für eine Art es sich handelt, ist davon anhängig wie die Lawine abbricht und welche Umweltbedingungen herrschen. Natürlich sind Lawinen unberechenbar, aber es ist immer hilfreich sich als Wintersportler über potentielle Gefahrensituationen und über seine Umgebung bewusst zu sein. Die Unesco hat sogar eine internationale Lawinenklassifikation erarbeitet, um Lawinen einheitlich einordnen zu können.
Lockerschneelawinen
Lockerschneelawinen treten meist auf, nachdem Neuschnee gefallen ist. Die Schneekristalle in der obersten Schneeschicht sind dann nur schlecht miteinander verbunden. Durch starke Sonneneinstrahlung oder eine(n) Skifahrer*in können diese geringen Bindungen gestört werden und eine Lockerschneelawine wird verursacht. Der Lawinenanriss ist hier punktförmig und wird meist spontan, ohne menschlichen Einfluss, ausgelöst. In der Regel muss eine Hangneigung von 40 Grad für das Auftreten der Lawine vorhanden sein. Beim Abrutschen am Hang vergrößern sich die Lockerschneelawinen zunehmend. Diese Lawinenart ist verhältnismäßig weniger gefährlich, da sie oftmals unterhalb des Auslösenden abgeht und die Schneemassen zu gering zum Verschütten sind. Gefährlich ist es vornehmlich für Bergsteiger im Sommer und wenn man sich in der Fließbahn unterhalb befindet.
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Schneebrettlawinen
Schnebrettlawinen stellen die Hauptgefahr für Wintersportler da und fordern über 90% der Lawinenopfer. Sie entstehen, wenn eine gebundene Schneeschicht in Form eines Schneebretts durch eine Schwachsicht von der Gleitschicht aus Altschnee oder Eis getrennt ist und abrutscht. Schneebrettlawinen können spontan, durch einen Menschen und sogar durch Fernauslösung verursacht werden. Dann entsteht charakteristisch ein linienförmiger Anriss quer zum Abhang der teilweise mehrere Hundert Meter lang sein kann und durch eine Störung der Schwachschicht hervorgerufen wurde. Die durchschnittliche durch Wintersportler*innen ausgelöste Schneebrettlawine ist 50 Meter breit und 150-200 Meter lang. Die Schneemassen erreichen beim Abgang schnell eine enorme Geschwindigkeit. Zudem steht man meist mittig des Schneebretts, sodass einen der Schnee aus höherer Lage erfasst und mitreist.
Nassschneelawinen
Nassschneelawinen können sowohl als Lockerschnee- als auch als Schneebrettlawinen abgehen. Sie werden in der Regel durch Wasser in der Schneedecke ausgelöst. Das heißt gerade im Frühjahr ist die Gefahr von Nassschneelawinen, durch Regen oder wärmere Temperaturen besonders hoch. Wenn die Schneedecke durchfeuchtet, wird sie in ihrer Festigkeit extrem geschwächt. Meist gehen Nassschneelawinen spontan ab und schon eine Hangneigung von knapp unter 20 ° ist ausreichend, damit die nassschweren Schneemassen mit enormer Zerstörungskraft ins Tal fließen können.
Lawinenfaktoren
Neben dem Menschen als Störfaktor, gibt es wie bereits erwähnt einige natürlich Umweltfaktoren, die einen spontanen Lawinenabgang begünstigen:
Niederschlag und Wind
Fällt extrem viel Neuschnee innerhalb kurzer Zeit auf eine bestehende Schneedecke, begünstigt dies die Lawinenbildung. Allerdings kommt es zudem darauf an, ob die bereits bestehende Schneedecke instabil oder stabil ist. Herrschen dann auch noch ungünstige Wetterbedingungen wie starker Wind, kann der lockere Schnee über Bergkämme, Steilabbrüche oder Rinnen verfrachtet werden und es bildet sich gefährlicher instabiler Triebschnee auf einer größeren Hangfläche. Bei solchen Bedingungen reichen bereits 10 Zentimeter Neuschnee für ein Entstehen von Schneebrettern und einem hohen Lawinenrisiko.
Auch enormer Regen, der die Schneedecke durchnässt, kann Nasschneelawinen begünstigen.
Hangausrichtung und Hangneigung
Besonders an Nordhängen ist die Lawinengefahr groß, da sich die Schneedecke aufgrund geringer Sonneneinstrahlung langsamer verfestigt und stabilisiert. An Südhängen allerdings besteht durch die Erwärmung Tagsüber die Gefahr von Nassschneelawinen.
Wie sehr der Hang geneigt ist, beeinflusst das Lawinenrisiko zudem stark. Die meisten Lawinen, überwiegend Schneebrettlawinen, passieren bei einer Neigung zwischen 30° und 50°. Unter 30° ist das Lawinenrisiko eher gering und über 60° ebenfalls, da das Gelände zu steil ist und der Schnee meist schon früher abrutscht. Bei geringer Neigung ereignen sich vor allem Nassschneelawinen.
Temperatur
Niedrige Temperaturen oder massive Erwärmungen sind besonders kritisch und erhöhen das Lawinenrisiko. Denn je niedriger die Temperatur, desto weniger kann sich die Schneedecke verfestigen und durch zu viel Feuchtigkeit sinkt ebenfalls die Stabilität. Optimal ist ein ausgewogener, geringer Temperaturwechsel von Tag zu Nacht, sowie wenig Wind.
Störfaktoren
Wird die Schneedecke durch zusätzliches Gewicht oder einen Fremdkörper gestört, können Lawinen ausgelöst werden. Die Zusatzbelastung muss nicht unbedingt durch ein/e Wintersportler*in kommen, sondern auch abbrechende Wechten an Bergkämmen, die auf den darunter angesammelten Triebschnee fallen, Neuschnee oder Felsabbrüche sind Ursachen. Tiere sind vermutlich eine eher geringere Gefahr, da ihre Hufe zu klein sind Schwachschichten im Schnee zu stören.
Lawinenunglücke
Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen durch die unberechenbare Kraft der Lawinen, vor der einen kein Können bewahrt. Erst im April 2019 kamen die sehr erfahrenen Extrembergsteiger David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley bei einem tragischen Lawinenunglück in den kanadischen Rocky Mountains ums Leben.
Eine der größten Lawinenkatastrophen der Alpen ereignete sich 1954 in Voralberg. Gleich zwei Lawinen an einem Tag zerstörten die Gemeinde Blons. 125 Menschen verloren dabei ihr Leben, hierbei auch vielen Rettungskräften der vorausgegangenen Lawine.
Lawinensicherheit
Zwar ist man niemals vor einer Lawine komplett sicher, dennoch ist es sehr wichtig sich über die Gefahren, die begünstigenden Faktoren und seine Umgebung bewusst zu sein. Bewegt man sich in Regionen, in denen ein Lawinenrisiko besteht, sollte das immer mit größter Vorsicht und Voraussicht geschehen.
Die richtige Ausrüstung und der geschulte Umgang ist essentiell und kann bei einem Lawinenunglück das Todesfallrisiko signifikant reduzieren. LVS-Gerät und Sonde zur Ortung sowie eine Schaufel zum Ausgraben Verschütteter gelten als Basisausrüstung für Skifahren und Snowboarden abseits von gesicherten Pisten.
Mehr zur Lawinennotfallausrüstung findet ihr hier in unserem Blog.