Beim Ski kaufen ist es oft schwer herauszufinden, welches die richtigen Skier oder Snowboards sind. Wir haben uns mit Steffen Heycke, Gründer von Craftski & Boards, getroffen und uns erklären lassen, was einen guten Ski bzw. ein gutes Snowboard ausmacht und worauf man beim Ski kaufen achten sollte. Craftski & Boards ist die erste Werkstatt in Hamburg, in der man sich Skier und Snowboards selber bauen kann.
Um die Qualitätsfrage zu beantworten, sägt Steffen zunächst einen Ski auf, denn die Antwort liegt im Inneren der Ski verborgen.
Wie sieht ein Ski von innen aus?
Ein Ski besteht aus verschiedenen Schichten, einer sogenannte Sandwich- bzw. Cap-Konstruktion. In der Mitte befindet sich im besten Falle ein Holzkern, welcher auf der Unterseite vom Untergurt, bestehend aus Faserverstärkungen ggf. auch Titanal verstärkt wird. Nach unten schließt der Laufbelag und die Stahlkanten die Konstruktion ab. Auf der Oberseite des Holzkerns befindet sich der Obergurt, wiederum aus Faserverstärkunge und ggf. aus Titanal. Darauf sitzt das Design, zumeist eine Kunstoffkappe, welche vom Hersteller darüber gepresst wurde.
Ein guter Holzkern ist für Steffen ein klarer Indikator für Qualität. Dabei ist es grundsätzlich nicht entscheidend, aus welchem Holz dieser besteht. Er kann aus Hartholz, wie Esche bestehen, Mischungen von Esche und leichteren Hölzern (z.B. Pappel) oder aber auch aus Leichtbauhölzern. Auch exotischere Kernmaterialien wie Bambus sind für Steffen ok und zeigen, dass ein Hersteller bemüht ist, hohe Qualität zu liefern.
Holz bietet eine sehr gute Relation von Gewicht zu Stabilität. Insbesondere Hölzer mit langen Faserstrukturen, wie z.B. Esche, weisen sehr gute Festigkeiten auf und sind dennoch gut zu bearbeiten. Zusätzlich dämpft Holz Vibrationen sehr gut, anders als z.B. Verbundwerkstoffe wie Carbon.
Gute Laufbeläge sind wichtig
Die Laufbeläge für Skier gibt es in verschiedenen Farben – das ist ein Designaspekt, entscheidet aber nicht, ob der Ski gut läuft. Die allermeisten Beläge bestehen aus Polyethylen. Ein Kunststoff, der – vereinfach gesagt – Wasser abstößt.
Entscheidend ist die Herstellung des Belages. PE-Beläge kann man sehr günstig in einer Art fortlaufendem Spritzguss herstellen (extrudieren). Der Nachteil ist, dass der so gewonnene Plastikfilm keine sehr hohe Dichte hat. Die hochwertigere Methode ist das sog. Sintern. Dabei werden die Granulate unter Druck und Temperatur zu Ronden verpresst, von denen dann der Belag heruntergeschält wird. Der so gewonnene Belag hat eine bis zu dreimal höhere Dichte, ist dadurch deutlich robuster und kann mehr Wachs festhalten.
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Zu einem guten Laufbeleg gehört auch ein guter Strukturschliff
Skilaufen und Snowboarden findet auf einer sehr dünnen Schicht Wasser statt, die zwischen dem Laufbelag und dem Schnee entsteht. Genau wie das Profil eines Autoreifens das Wasser gezielt zur Seite leitet um Aquaplaning zu verhindern, muss der Belag des Ski eine feine Struktur aufweisen, die den Wasserfilm kontrolliert weitertransportiert. Das Gleitvermögen und insbesondere die Steuerung des Ski oder Boards werden maßgeblich von der Qualität dieses Schliffes beeinflusst. Wenn davon wenig oder nichts zu erkennen ist – was z.B. bei gebrauchten Ski hin und wieder vorkommt – dann rät Steffen vom Kauf ab.
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Zum Schluss: Titanal
Bei der Titanalschicht handelt es sich um eine metallische Legierung aus Titan und Aluminium. Für Skier die überwiegend auf der Piste benutzt werden hat Titanal eine gute Eigenschaft: Es macht den Ski steifer und dämpft. Titanal wurde eine Zeit lang als Wundermaterial bezeichnet, aber man kann auch ohne dessen Verwendung einen guten Ski bauen. Dennoch ist Titanal ein Indikator für einen guten Ski und dafür, dass der Hersteller sich Mühe gegeben hat.
Kein Indikator für gute Skier sind beispielsweise bunte Gadgets, die darauf geklebt werden. Sie bringen dem Ski nicht wirklich etwas in Bezug auf die Funktion.
Fazit
Erster Anhaltspunkt bei der Auswahl von Skiern ist für Steffen das Vorhandensein eines Holzkerns, ein gesinteter Laufbelag, der sich gut reparieren und wachsen lässt und unter Umständen Titanal. Daneben tritt natürlich die Gesamtabstimmung des Skies oder Snowboards hinsichtlich Flex und Shape. Um herauszufinden, ob diese gut sind, gibt es keine analytische Methode, sondern man muss den Ski bzw. das Snowboard ausprobieren.
Allerdings, so Steffen, muss man einen Ski, der rein aus einem Plastikkorpus besteht gar nicht erst ausprobieren, da dieser mit großer Sicherheit nicht besonders gut funktionieren wird. Beim Skikauf gilt deshalb, dass man sich durchaus schon durch die Studie der verwendeten Materialien einen guten Eindruck verschaffen kann, welche Produkte in die engere Wahl kommen und von welchen man eher die Finger lassen sollte.