rückläugige Entwicklung der Anzahl der Skigebiete der Alpen* von 2015-2023 (*>= 5 Pistenkilometer)

Wieso es weniger Skigebiete in den Alpen gibt

Analyse der Entwicklung der Skigebiete der Alpen von 2015-2023

Seit 2015 veröffentlicht Marmota Maps im Zwei-Jahres-Rhythmus die große Landkarte der Skigebiete der Alpen. Mit Hilfe der Daten von skiresort.de erfassen wir dazu alle Skigebiete im Alpenraum mit einer kombinierten Pistenlänge ab 5 Kilometer. In den vergangenen acht Jahren ist die Gesamtzahl dieser Skigebiete um mehr als 50 zurück gegangen. Doch gilt dies ebenso für die Pistenkilometer? Sind alle Skigebiete gleichermaßen betroffen und welche Gründe stecken hinter den Veränderungen? Lest mehr in unserer großen Analyse.

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Die Alpen sind das unangefochtene Ski- und Schneesportzentrum der Welt. Nirgendwo sonst auf der Erde finden sich auf solch engem Raum, eine so große Zahl von Skigebieten, von Pistenkilometern, von Liftanlagen, sowie von Gästebetten, Beherberungs- und Bewirtungsbetrieben. Auch die Besuchszahlen in den Skigebieten der Alpen sind weltweit unübertroffen . Doch wie sieht die Entwicklung der Skigebiete der Alpen in jüngster Zeit aus und wie steht es um deren Zukunft?

Zwischen 2021 und 2023, ist die Gesamtzahl der von uns erfassten Skigebiete in den Alpen mit mindestens 5 Kilometern Gesamtpistenlänge um fast 30 oder knapp 5 % zurückgegangen. Dies ist die stärkste Veränderung dieser Werte innerhalb von zwei Jahren, seit der Veröffentlichung unserer ersten Alpenkarte der Skigebiete im Jahr 2015.

Balkengrafik - Rückgang der Skigebiete der Alpen (ab 5 km Pistenlänge) und der Pistenkilomter insgesamt von 2015 bis 2023
Entwicklung der Anzahl der Skigebiete und Gesamt-Pistenkilometer im Alpenraum von 2015-2023 (für Skigebiete ab 5 km Pistenlänge)

Gleichzeitig ist innerhalb der letzten zwei Jahre die Gesamtzahl der Pistenkilometer der erfassten Wintersportresorts um weniger als 1 % gesunken. Auch über den gesamten Zeitraum unserer Datenerfassung in den vergangenen acht Jahren zeigt sich, dass die Anzahl der Skigebiete stärker zurückgegangen ist – nämlich um knapp 8,5 % – als die Zahl der Pistenkilometer, bei denen die Veränderung im selben Zeitraum nur knapp -3,5 % beträgt, was einem Rückgang um etwa 900 Pistenkilometer entspricht.

Was verraten uns nun diese Zahlen?

Grob zusammengefasst, lassen sich vor allem die folgenden Tendenzen ausmachen:

Die Größe macht’s!

Seit 2016 veröffentlichen wir bei Marmota Maps neben unserer großen Karte der Skigebiete der Alpen auch die „Schwesterkarte“ im kleineren Format mit allen Skigebieten ab 25 Kilometer Gesamtpistenlänge. Der Blick auf die Entwicklung bei diesen größeren Skigebieten macht schnell deutlich, dass nicht alle Resorts im Alpenraum im gleichen Maß von denselben Entwicklungen betroffen sind.

Balkengrafik - Rückgang der Skigebiete der Alpen (ab 25 km Pistenlänge) und der Pistenkilomter insgesamt von 2015 bis 2023
Entwicklung der Anzahl der Skigebiete und Gesamt-Pistenkilometer im Alpenraum von 2015-2023 (für Skigebiete ab 25 km Pistenlänge)

Auch wenn über die vergangenen acht Jahre bei den Skigebieten mit mindestens 25 Pistenkilometern ebenfalls ein Rückgang der Anzahl der Resorts und der Gesamtpistenkilometer zu verzeichnen ist, fällt dieser weitaus weniger stark aus als bei den kleineren Resorts.

Zusammenschlüsse

Ein wichtiger Grund sind dabei Zusammenschlüsse von vormals getrennten Arealen. Beispielhaft können hier in den letzten Jahren etwa die Erweiterungen rund um Ski Arlberg genannt werden, oder auch die Sellaronda in Südtirol rund um Gröden, die seit diesem Winter eine Seilbahnverbindung bis zum Skigebiet von Cortina d’Ampezzo aufweist.

Die großen Skigebiete wachsen also teilweise entgegen dem allgemeinen Trend und vereinen dabei einen immer größer werdenden Anteil der Gesamtzahl der Besuchstage in den Skigebieten der Alpen auf sich.

Wie in anderen Wirtschaftsbereichen bringt die zunehmende Größe diverse Vorteile mit sich. Der Betrieb und die Instandhaltung von Liftanlagen wird relativ gesehen günstiger. Dasselbe gilt für die Präparierung und gegebenenfalls die Infrastruktur für die künstliche Beschneiung der Pisten. Pro Pistenkilometer müssen kleinere Gebiete wesentlich mehr für die Präparierung ihrer Skipisten ausgeben als die großen Resorts.

Während sich die großen Wintersportregionen sowie die Seilbahn- und Tourismuswirtschaft vielerorts für derartige Zusammenschlüsse stark machen und eine weitere Erschließung von Bahnen und Pisten forcieren, werden solche Planungen zugleich von viel Kritik begleitet. So fordern etwa die Alpenvereine, aber auch Umweltverbände seit Langem einen Baustopp für Seilbahnen in bislang unerschlossener Natur, um die Umweltbelastung nicht weiter zu erhöhen. Der Bau von Speicherseen für die künstliche Beschneiung führt zur Umleitung großer Wassermengen und letztlich zum teilweise oder vollständigen Austrocknen von Gebieten in der näheren und weiteren Umgebung.

Doch auch unabhängig von zunehmenden Umweltproblemen zeigen sich in den großen Wintersportregionen nicht nur positive Auswirkungen des Tourismus. Brachte das Aufkommen des Alpentourismus im Sommer wie im Winter zunächst Arbeitsmöglichkeiten und Wohlstand für die lokale Bevölkerung, ist diese inzwischen auch mit vielen negativen Auswirkungen des großen Andrangs konfrontiert. Gestiegene Preise für Produkte des täglichen Bedarfs, aber auch für Baugrund machen das Leben in der eigenen Heimat für einige mittlerweile unerschwinglich. Zumal zeigt sich in der Tourismuswirtschaft ein ähnlicher Trend wie bei den Skigebieten – die Konzentration auf wenige, immer größere Betriebe. Die Bergbäuerin, die sich mit ein paar Gästebetten einen netten Zuverdienst sichert, hat es in der Konkurrenz mit großen Hotelketten immer schwerer. Insofern lassen sich die heutigen Konflikte in den (Winter-)Tourismusregionen der Alpen schon längst nicht mehr auf ein bloßes „Umwelt vs. Wirtschaft“ herunterbrechen.

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Die Höhe macht’s

Neben dem Trend zu immer größeren Skigebieten ist die Höhenlage einer der wichtigsten Faktoren für die Zukunftstauglichkeit der Skigebiete in den Alpen. Als Grenze für den wirtschaftlichen Betrieb von Skigebieten im Alpenraum wird dabei für die mittelfristige Zukunft häufig eine Höhe von wenigstens 1.500 Metern über dem Meeresspiegel genannt.

Skigebiete unter 1.500 Meter Höhe

Der Blick auf die von uns erfassten Skigebiete scheint dies zu bestätigen. Sowohl die Anzahl der Skigebiete, deren maximale Höhe unter 1.500 Meter liegt, als auch deren Gesamtpistenkilometer sind seit 2015 überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Die Anzahl der entsprechenden, niedriger gelegenen Gebiete ging seit 2015 um rund 15 % zurück, gegenüber einem allgemeinen Rückgang bei der Zahl der Skigebiete um 8 %. Die Zahl der Pistenkilometer in den eher tief gelegenen Skigebieten mit mehr als 5 Pistenkilometern ging sogar um mehr als 30 % zurück, gegenüber einem allgemeinen Rückgang von nur 3,4 %.

Sicher hängen die Größe der Skigebiete und die Höhenlage zusammen. Große Skigebiete reichen fast immer bis in Höhenlagen von über 1.500 und häufig auch über 2.000 Meter. Die einzigen beiden Skigebiete mit mindestens 25 Pistenkilometern, die vollständig unterhalb von 1.500 Metern liegen, sind auf unseren Karten im Moment Bödele-Dornbirn-Schwarzenberg in Vorarlberg und Mariborsko Pohorje nahe Maribor in Slowenien.

Skigebiete in niedrigen Lagen haben zum einen das Problem, dass sie tendenziell weniger Schneetage aufweisen – bei abnehmender Tendenz. Der Liftbetrieb und andere Kostenfaktoren werden deswegen aber nicht im selben Maße günstiger. Zum anderen wird bei zu hohen Temperaturen die künstliche Beschneiung schlicht unmöglich, was ein weiteres Problem für den wirtschaftlichen Betrieb dieser Areale bedeutet.

Skifahrer im Schnee

Schließungen und Alternativen

Was konkret passiert nun mit den kleinen Skigebieten?

Zunächst sei nochmal darauf hingewiesen, dass wir nur Skigebiete mit einer Pistenlänge ab 5 Kilometern erfassen. Bei unseren zweijährigen Updates fallen regelmäßig Skigebiete heraus, die inzwischen diese Zahl unterschreiten. Das bedeutet, dass ein Rückgang unserer Zahlen in diesen Fällen dramatischer wirken kann, als die tatsächliche Situation aussieht. Wenn sich beispielsweise ein Skigebiet mit einst 8 Pistenkilometern auf 4,5 verkleinert, fallen bei unseren Daten das Gebiet und die kompletten Pistenkilometer aus der Statistik. Tatsächlich ist aber das Gebiet weiterhin in Betrieb und der Rückgang der Pistenkilometer ist nicht halb so groß wie er in unseren Daten erscheint.

Verkleinerung und Freeride

Kleine Skigebiete, die weiterhin in Betrieb sind, stellen teilweise bestimmte Lifte ein und konzentrieren ihre Ressourcen auf den Betrieb der wichtigsten Bahnen. Neben der Stilllegung von Pisten gewinnt dabei auch der immer beliebter werdende Freeride-Sport an Bedeutung. Dort wo genügend Naturschnee vorhanden ist, lässt sich der Aufwand für die Präparierung von Pisten einsparen, während gleichzeitig ein neues Angebot für diejenigen geschaffen wird, die gerne durch den Tiefschnee „powdern“.

Doch natürlich gibt es auch gerade kleinere Skigebiete, die temporär oder vollständig geschlossen wurden. Der stark eingeschränkte Betrieb in einigen Ländern zu Beginn der Coronapandemie macht es dabei im Moment schwierig, abzuschätzen, welche Gebiete tatsächlich dauerhaft geschlossen bleiben werden.

Internationale Aufmerksamkeit erregte im September 2023 etwa die Schließung des kleinen französischen Familienskigebiets La Sambuy nahe des Lac d’Annecy. Die lokale Gemeinde beschloss die dauerhafte Außerbetriebnahme des Skigebiets, da der Betrieb aufgrund zu weniger Schneetage im Jahr ein zu großes Zuschussgeschäft geworden war. Die Planungen der Gemeinde sehen vor, sich verstärkt auf den Sommertourismus zu konzentrieren.

Skitourengeher beim Aufstieg

Skigebiete in den deutschen Alpen

Zuletzt möchten wir noch einen Blick speziell auf die Skigebiete im deutschen Alpenraum werfen.

Die deutschen Skigebiete liegen am Alpenrand, zählen nicht zu den Riesenresorts und befinden sich häufig in vergleichsweise niedrigen Lagen. So reichen 17 von 33 deutschen Skigebieten auf unserer Alpenkarte von 2023 nur bis in maximale Höhen von unter 1.500 Meter. Dass all dies für den Betrieb der Skigebiete eher nachteilig ist, bestätigt sich beim Blick auf die Entwicklung innerhalb der vergangenen acht Jahre.

So werden im deutschen Alpenraum im Vergleich zu 2015 in diesem Jahr 25 % weniger Skigebiete mit mindestens 5 Pistenkilomtern erfasst (33 statt 44). Die Pistenkilometer dieser Gebiete sind dabei um knapp 20 % zurückgegangen, was einem Rückgang von etwa 100 Kilometern entspricht.

Und auch in Deutschland bestätigt sich der Trend, der im gesamten Alpenraum zu beobachten ist: Bei den Skigebieten ab 25 Kilometer Pistenlänge, wovon es in Deutschland 7 im Alpenraum gibt (2 davon grenzüberschreitend mit Österreich), gibt es kaum nennenswerten Veränderungen zu verzeichnen. Der Rückgang bei der Anzahl der Skigebiete und der Pistenkilometer betrifft somit vor allem und gerade in den deutschen Alpen die kleinen Skigebiete.

Skifahrerin bei der Abfahrt

Fazit und Ausblick

Der Wintertourismus im Alpenraum ist längst nicht am Ende, was einige sehr erfreuen dürfte, während andere es eher bedauern mögen. Die häufig genannten Trends, dass sich der Wintersport im Alpenraum immer stärker auf die großen Resorts und höher gelegene Skigebiete konzentrieren dürfte, lassen sich bereits anhand unserer nun gerade einmal achtjährigen Datenerfassung zu den Skigebieten der Alpen bestätigen.

Steigende Temperaturen, der Rückgang von Gletschern und Permafrost und die damit einhergehende sinkende Stabilität der Berge sowie der Rückgang der verfügbaren Wassermenge, zählen zu den wichtigsten Umweltproblemen, die für die Wintersportregionen in den Alpen in den kommenden Jahren immer größere Herausforderungen mit sich bringen dürften.

Auch die Partizipation der lokalen Bevölkerung am wirtschaftlichen Ertrag in den Tourismuszentren ist nicht mehr überall gegeben.

Gleichzeitig zeigen etwa Skitouren, Freeride und der sogenannte „sanfte Tourismus“, dass es auch Alternativen zum Massenbetrieb in den riesigen Wintersportgebieten gibt, die nicht unbedingt mit einem vollständigen Verzicht auf Schneesport einhergehen müssen.

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