7 Fakten zu künstlicher Beschneiung

Skigebiete beeinflussen die Natur und Entwicklung der Alpen – die Balance zwischen Skisport, Wirtschaft und Naturschutz ist eine große Herausforderung. Künstliche Beschneiung ist hier ein wesentlicher Faktor in der Debatte. Sieben Fakten die du über den künstlichen Schnee auf den Pisten wissen solltest, findest du hier.

1. Verlängerung der Skisaison 

Auch in den Alpen machen sich die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar. Die Temperatur wird immer wärmer und die Schneetage werden weniger. Für Skifahrende bedeutete das eigentlich eine geringere Schneesicherheit und eine kürzere Skisaison. Durch künstliche Beschneiung können die Skigebiete jedoch dafür sorgen, dass selbst die Hänge in niedriger Lage von Saisonanfang bis -ende ausreichend schneebedeckt bleiben.

Künstliche Beschneigung

Der langsamer tauende Kunstschnee garantiert ein längeres Pistenvergnügen und eine optimale Beschaffenheit. Eine längere Skisaison bedeutet gleichzeitig mehr Tourismus für die Alpenregion, wodurch man Arbeitsplätze schafft. 


Die Alpen – über 600 Skigebiete – 1 Karte


2. Mehr als 67% der Pistenfläche wird künstlich beschneit 

Mittlerweile gibt es rund 600 Skigebiete und 5.593 Quadratkilometer Pistenfläche. Um sich die Größe besser vorzustellen: Das ist etwa sechs mal die Fläche von Berlin. Die Pistenlänge beträgt insgesamt knapp 25.700 km, das entspricht der Strecke von New York über Innsbruck, bis Sidney. Analog zu den steigenden Temperaturen hat die technische Beschneiung besonders seit den 1990er Jahren extrem zugenommen. Davor hat man Schneekanonen in der Regel nur zur sogenannten Korrekturbeschneiung eingesetzt. Im Jahr 2015 beschneite man 67% aller Pistenfläche. Seitdem sind die Zahlen jedoch weiter gestiegen. Besonders Österreich und Italien greifen auf künstliche Beschneiung zurück. Für einige niedrig liegende Skigebiete zum Beispiel in Tirol ist die künstliche Beschneiung mittlerweile überlebenswichtig. 

Künstliche Beschneiung
Ein Überblick über die beschneibaren Fläche der einzelnen Alpenländer im Jahr 2019

 3. Beschneiung bei Plusgraden verboten 

Das US-UnternehmenSnomax hat ein Bakterienprotein entwickelt welches als Gefrierhelfer agiert und Schnee sogar bei Plusgraden gefrieren lässt. Gedacht ist es für Skirennen, um ideale Wettkampfbedingungen zu schaffen. Da dieses chemische Mittel eventuell jedoch gesundheitlich schädlich ist, wurde es in Österreich für den normalen Skibetrieb verboten. Um die Skisaison länger herauszuzögern, wird teils aber auf diese unerlaubte Methoden zurückgegriffen und es gibt einen großen Schwarzmarkt dafür.   

4. Enorme Kosten

Künstlicher Schnee ist enorm teuer. Nicht nur das Beschneien selbst, sondern die gesamte Infrastruktur, die dahinter steckt, ist mit einem hohen Kostenaufwand verbunden. Das Wasser muss in Wasseraufbereitungsanlagen richtig temperiert werden, Rohrleitungen für Wasser, Luft und Strom müssen verlegt werden und es bedarf an Pump- und Kompressorstationen, sowie Speicherseen. Zur besseren Beschneiung werden außerdem oftmals Planierungen des Geländes durchgeführt.

So wurde allein in Österreich seit dem Jahr 2000 mehr als 1,3 Milliarden in künstliche Beschneiung investiert. Eine einzelne Schneekanonen kostet etwa 35.000 Euro. Im Schnitt benötigt man 100 Tage, an denen Ski gefahren werden kann, damit sich eine Anlage überhaupt ökonomisch rentiert, denn die Energiekosten werden als zweitgrößter Kostenblock in den Skigebieten vermutet. Viele Investitionen und öffentliche Gelder sind notwendig um das Beschneien zu finanzieren. Als Folge steigen die Preise für Skipässe und das Skifahren wird teurer.


Alle Skigebiete Österreichs auf einer Karte


5. Hoher Energieverbrauch

Schneekanonen verbrauchen durch das Pumpen des Wassers und die Arbeit viel Energie: Für die Beschneiung einer Fläche von einem Hektar werden etwa 20 000 Kilowattstunden Energie benötigt, so viel wie fünf Durchschnittshaushalte im Jahr verbrauchen. Auf ein Jahr gerechnet entspricht das dem Energieverbrauch von 130.000 4-Personen-Haushalte. 

Selbst wenn ein Großteil der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen sollte, bedeutet der notwendige Umbau gravierende Eingriffe in die Natur. Durch die höheren Mengen an Schnee soll der Albedo-Effekt, also die vermehrte Abstrahlung von Sonnenlicht durch weiße Flächen und die damit verhinderte Erwärmung, jedoch gefördert werde. Wie viel positive Auswirkungen dadurch tatsächlich entstehen, ist äußerst umstritten. 

Künstliche Beschneiung

6. Hoher Wasserverbrauch 

Nicht nur der Stromverbrauch, sondern auch der Wasserverbrauch durch künstliche Beschneiung ist unfassbar hoch. Pro Saison wird etwa dreimal so viel Wasser verbraucht, wie die Millionenstadt München im Jahr benötigt. Mit zunehmenden Temperaturen steigt der Wasserverbrauch immer weiter an. Das Wasser fürdie Beschneiung wird in der Regel aus Flüssen entnommen und in Speicherbecken gepumpt. Da künstlicher Schnee viel langsamer schmilzt gelangt das Wasser erst viel später im Jahr in den natürlichen Wasserkreislauf zurück. Außerdem hat das Schmelzwasser eine andere Zusammensetzung, wodurch Keime entstehen können. Dies hat Einfluss auf den Wasserhaushalt. In den Regionen fehlt oftmals dadurch Wasser für die örtliche Versorgung.

7. Schadet der Natur

Die negativen Folgen für die Natur durch künstliche Beschneiung sind besonders erschreckend. Der enorme Resourcenverbrauch und die Eingriffe in die Natur hinterlassen gravierendeökologischen Schäden auf vielen Ebenen. 

Der Bau der Speicherbecken verändert die Landschaften nachhaltig. Alleine in Österreich gibt es über 400 dieser Beschneiungsbecken. Die meist auf Hochplateaus oder an Berghänge gebaute Becken greifen in die Hangstruktur ein und können durch ihr schweres Gewicht sogar negativen Einfluss auch die benachbarten Hänge haben. 

Durch Geländeveränderung wie zum Beispiel Planierung wird der Boden und die Vegetation ebenfalls unglaublich belastet. Das Erosionsrisiko steigt. Tiere werden in ihrem natürlichen Lebensraum durch den Lärm und die Beleuchtung gestört. Besonders Vögel reagieren sensibel. Auch der viel kompaktere, fest gepresste Kunstschnee stört die Bodenfauna. Durch die langsame Schneeschmelze wird das Pflanzenwachstum verzögert und das komplette Ökosystem am Berg beeinträchtigt. 


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