Klimawandel in den Alpen – 5 Veränderungen

Der Klimawandel ist für dich noch ferne Zukunft oder nur im Globalen Süden oder an den Polen zu spüren? Auch in den Alpen ist der menschengemachte Klimawandel schon angekommen. Im Alpenraum sind die Temperaturen bereits doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Mittel.

Wir präsentieren 5 bedeutsame Veränderungen im Alpenraum, die wir erwarten müssen, sowie ihre Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und den Bergsport:

1. Am Gipfel wird’s eng! – Rückgang der Biodiversität

Die Vielfalt an Tierarten ist in den Alpen besonders groß. Hier leben Arten, die sich an die speziellen klimatischen Bedingungen angepasst haben. Doch mit steigenden Temperaturen haben wärmeempfindliche Arten wie das Murmeltier ein Problem: Sie müssen in höhere Lagen ausweichen. Hier kann das Murmeltier seine Höhlen für den Winterschlaf nicht mehr tief genug graben, da die Humusschicht dünner wird.

Auch die Vielfalt an verschiedenen Pflanzenarten ist in den Alpen einzigartig. Abseits von äußeren Einflüssen konnten sich ganz besondere Überlebenskünstler entwickeln. Konkurrenzstarke Arten breiten sich in höheren Gebirgslagen aus, weil sich die Vegetationsperiode zunehmend verlängert. Sie nehmen konkurrenzschwachen Arten den Zugang zu Sonnenlicht und verdrängen sie immer weiter in Richtung Gipfel. Für das Edelweiß, den Bayerischen Enzian oder den Gletscher-Hahnenfuß kann das beispielsweise zum Verhängnis werden. Auch die Baumgrenze verschiebt sich in höhere Lagen, wodurch der Lebensraum von Offenlandarten verloren geht.

2. Gletscherschmelze – Ende für das „ewige Eis“

Der Verlust der Gletscher ist wohl die sichtbarste Folge des Klimawandels in den Alpen. Seit dem Jahr 2000 verlieren die Gletscher der Alpen jährlich ungefähr 2-3% ihres Volumens. In Bayern ist schon die Hälfte der Gletscherfläche verloren. Bereits 2050 werden wir in den Ostalpen und den Dolomiten womöglich keine Gletscher mehr bestaunen können – wenn nicht sofort Maßnahmen zum Erreichen des 1,5°C-Ziels ergriffen werden, sind Ende des Jahrhunderts nur noch in den hohen Lagen der Westalpen Gletscherüberreste zu finden.

Die Kombination aus wenig Schnee im Winter und heißen Sommern beschleunigt die Schmelze besonders. Auch die Ablagerung von Ruß und Staub sowie ein stärkeres Algenwachstum treiben den Gletscherschwund voran, denn: Je dunkler die Oberfläche, desto weniger Sonnenlicht wird reflektiert und desto schneller erwärmt sich die Oberfläche. 

Die Gletscherschmelze hat immense Folgen: Besonders für Berghütten, aber auch für Talorte und Einzugsgebiete wie München bedeutet dies den Verlust einer wichtigen Quelle von Trinkwasser. So beklagen bereits jetzt einige Hütten im Sommer Wassermangel.

Für Flüsse und Ströme mit Quelle in den Alpen wird sich der Pegelstand ändern, was Auswirkungen auf die damit verbundenen Ökosysteme wie Auenlandschaften hat.

Des Weiteren kühlen Gletscher ihre Umgebung. Ohne Gletscher wird die Umgebung wärmer und die Vegetation verändert sich.

Für den Bergsport könnte es in Zukunft also heißen: Wassermangel auf den Hütten, triste Gerölllandschaften und eine erhöhte Gefahr für Steinschläge.

3. Permafrost – nicht mehr permanent

Die Steinschlaggefahr steigt nicht nur durch das Abschmelzen der Gletscher, sondern auch durch das Auftauen des Permafrostes, welcher wie „Kitt“ den Fels zusammenhält.

Die Problematik der auftauenden Permafrostböden in Skandinavien ist mittlerweile vielen bekannt – doch auch in den Alpen ist dies eine zunehmende Gefahr. Durch die steigenden Durchschnittstemperaturen taut der Permafrost zeitweise auf. Die Folge: Die Stabilität des Felses geht verloren und in Kombination mit höheren Niederschlagsmengen steigt die Wahrscheinlichkeit für Felsstürze. Denn ohne Kitt kann das Wasser tiefer in den Stein eindringen und die Risse aufweiten.

Dies ist eine Gefahr für Berghütten, Almen und die Bevölkerung in den Bergdörfern. So werden Frühwarnsysteme entwickelt, damit Orte rechtzeitig evakuiert werden können. Auch Wandernde auf Bergtouren sind damit einem größeren Risiko ausgesetzt und sollten sich gut über Wegsperrungen informieren

4. Niederschlag und Schneedecke

Die Niederschlagsverteilung ist im Alpenraum regional sehr unterschiedlich. Vereinfacht lässt sich jedoch sagen, dass es zu einer Zunahme des Niederschlags im Winter und zu einer Abnahme im Sommer kommen wird. Im Winter wird der Niederschlag jedoch immer seltener in Form von Schnee fallen. Bis 2100 kann sich die Schneegrenze um 400 m bis 800 m nach oben verschieben.

Dies bedeutet in den höheren Lagen weniger Nachschub für die Gletscher. Des Weiteren verringert sich so das Vermögen, Sonnenlicht zu reflektieren – und welche Folgen das hat, wisst ihr ja bereits aus Punkt 2. 

In tieferen Lagen hat die geringere Schneewahrscheinlichkeit nicht nur Auswirkungen auf den Skitourismus (s. Punkt 5). Gletscher und Schnee sind wichtige Wasserspeicher. Die hohen Niederschlagsmengen erreichen das Tal durch die Schneeschmelze erst verzögert. Der vermehrte Winterniederschlag kann zu mehr Hochwasser führen.

Dazu kommt, dass Starkregenereignisse im Frühjahr zunehmen werden, welche in Kombination mit der Schneeschmelze zu Lawinen, Murenabgängen und Überschwemmungen führen können.

5. Auswirkungen auf den (Winter-)Tourismus

Während im Sommer die Zahl der Besuche womöglich steigen wird, werden immer mehr Skigebiete aufgrund sinkender Schneesicherheit wirtschaftliche Probleme bekommen. Die naheliegenden Lösungen durch Steigerung des Einsatzes von Schneekanonen oder die Erschließung von neuen Skigebieten in höheren Lagen hängen mit einem großen Energie-, Wasser- und Flächenverbrauch zusammen und sind deshalb nicht zielführend. 

Stattdessen sind Alternativen gefragt: So sind die 36 Bergsteigerdörfer beispielsweise breit aufgestellt. Das vielfältige Angebot umfasst im Winter Skitouren, Schneeschuhwandern, Langlaufen oder Eisklettern und im Sommer können die Gäste wandern, bergsteigen, klettern oder mountainbiken. Bei all diesen Aktivitäten wird auf die Eigenverantwortung und körperliche Fitness der Gäste vertraut statt die Region technisch für eine breite Masse zu erschließen. Darüber hinaus auf kleine Betriebe und regionale Produkte gesetzt sowie die nachhaltige Anreise gefördert u.v.m. Mit einem vielfältigen Angebot ist der Tourismus weniger abhängig von den Schneemengen – und die Besuchszahlen werden besser über das Jahr verteilt. In den Begsteigerdörfern wird somit die nachhaltige Entwicklung der Region im Einklang mit der Natur angestrebt.


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