Diese 11 Alpenschnäpse solltest du kosten

Die atemberaubende Alpenflora bietet nicht nur ein ganz besonderes Naturerlebnis, sondern ist auch Grundlage für unzählige Schnäpse, die einen traditionellen, alpinen Genuss bieten, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Einmalige Kräuter- und Obstbrände werden seit Jahrhunderten regional hergestellt. Hier geben wir nur einen kleinen Überblick über 11 ganz besondere Schnäpse der Alpen. 

1. Absinth

Ein Klassiker unter den Schnäpsen, den man mittlerweile im gesamten Alpenraum findet, ist der Absinth. Traditionell wird die Spirituose aus Wermut, Anis und Fenchel hergestellt und je nach Rezept mit verschiedenen Gewürzen und Kräutern verfeinert.

Absinth

Absinth ist ein wahres Genussgetränk und wird ganz in Ruhe verkostet. Hierbei gibt es je nach Land unterschiedliche Absinthrituale. Seinen Ursprung hat der Absinth jedoch im heutigen schweizerischen Kanton Neuchâtel, wo er seit Mitte des 18. Jahrhunderts hergestellt wird. Aufgrund seiner Farbe ist der Alkohol auch unter dem Namen “grüne Fee” bekannt. Kaum ein anderes Getränk hat einen so mystischen Ruf wie Absinth. Die berauschende Wirkung der Spirituose soll nicht nur auf den hohe Alkoholgehalt von 45–89 % vol. zurückzuführen sein, sondern auch auf das Nervengift Thujon, welches natürlicher Bestandteil von Wermut ist und angeblich Halluzinationen verursacht. Insbesondere im 19. Jahrhundert erlebte das Getränk seine Blütezeit und war beleibt unter Künstlern und Schriftstellern. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Absinth dann wegen der vermuteten gesundheitlichen Schäden verboten und vielerorts erst wieder im Jahr 1998 erlaubt – in der Schweiz sogar erst 2005. Für alle Absinth- und Geschichtsliebhaber gibt es im Val-de-Travers, dem Geburtsort der grünen Fee, eine 50 Kilometer Wanderung entlang der sogenannten Absinth-Straße, mit kulinarischen Stops bei Destillerien und Gasthöfen. 


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2. Chartreuse

Der französische Chartreuse ist ein großer Name unter den Kräuterlikören. Er wird seit Anfang des 18. Jahrhunderts ganz traditionell im Mutterkloster des Kartäuserordens – La Grande Chartreuse – nördlich von Grenoble hergestellt.

Chartreuse

Das geheime Rezept, basiert auf einer noch älteren Rezeptur für ein Elixier des langen Lebens. 1737 entdeckten Mönche des Klosters diese wieder und entwickelten sie weiter. Daraus entstanden die zwei bekanntesten Varianten – der Chartreuse Verte (grüner Chartreuse) und der Chartreuse Jeune (gelber Chartreuse). Chartreuse setzt sich aus Trester, Zucker und 130 verschiedenen Kräutern und Gewürzen zusammen. Seine Reifezeit beträgt zwischen fünf und acht Jahren. Die gelbe Variante ist mit einem Alkoholgehalt von 40% vol. süßer und milder als der 55 % vol. grüne Chartreuse. Auch heute noch ist die Herstellung streng geheim und nur jeweils zwei Mönche kennen die Rezeptur und das Produktionsverfahren. 

3. Enzian 

Eine weitere alpine Spirituose ist der Enzian, ein aromatisch-bitterer Wurzelbrand, der aus der Enzianwurzel hergestellt wird. Enzian gilt schon lange als Heilpflanze und so kann man die Enzianschnaps Herstellung bis ins Mittelalter zurückführen.

Enzian Schnaps

Sowohl im deutschen, als auch im österreichischen und dem schweizerischen Alpenraum ist die 40–50 % vol. Spirituose ein beliebtes Getränk, dem man insbesondere die Wirkung eines Digestif zuschreibt. Der Enzian gilt als Symbolpflanze der Alpen und steht unter Naturschutz. Um den Bestand zu schützen gibt es strenge Reglementierungen für das Enzianstechen oder es wird gezielt angepflanzt. Die älteste Enzianbrennerei in Deutschland gibt es seit 1602 in Berchtesgaden.  

4. Alpenbitter

Der Appenzeller Alpenbitter ist ein süßlich bitterer Kräuterlikör, der bis heute auf traditionelle Weise im Familienbetrieb hergestellt wird. Den besonderen Geschmack erhält der Likör durch 42 verschiedenen Kräuter, deren genaue Zusammensetzung jedoch streng geheim ist.

Alpenbitter

Dominant lassen sich aber Enzian, Wacholder, Anis und Pfefferminz herausschmecken. Seit 1902 wird der 29 % vol. Alkohol in Appenzell hergestellt und ist schweizweit sehr beliebt. Auch Alpenbitter wirkt als Digestif und soll sich positiv auf die Gesundheit auswirken. 

5. Burgermeisterli

Eine Spezialität aus der Region Basel ist der doppelt gebrannte Burgermeisterli, ein klarer Kräuterschnapps, der seit Ende des 18. Jahrhunderts hergestellt wird. Das erste Mal produziert wurde der Schnapps angeblich auf dem Anwesen des damaligen Basler Bürgermeisters, deshalb auch der Name.

Burgermeisterli

Für die erste Brennung des Burgermeisterlis wird ein Kernobst- oder Kirschschnapps verwendet, dem anschließend in der zweiten Brennung verschiedene Kräuter beigefügt werden. Die genaue Kräutermischung ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich und wird geheim gehalten. Oftmals werden Anis, Zimt, Koriander, Kardamom und Fenchel beigegeben und anschließend mit weißem Kandiszucker verfeinert. Der fertige Schnaps hat einen Alkoholgehalt von 42 % vol. Auch heute noch genießt man den Burgermeisterli überwiegend in der Basler Region, wobei er als Sommer Getränk mit Wasser oder aber auch als Wintergetränk mit Minze und Honig zum Einsatz kommt. 

6. Bätziwasser

Ein über die Grenzen des Schweizer Kanton Obwalden hinaus eher unbekannterer Schnapps ist das Bätziwasser, ein 40 % vol. Obstbrand. Schon seit über 100 Jahren wird die Spirituose produziert, wobei das Herstellungsverfahren recht aufwändig ist.

Bätziwasser

Für das Bätziwasser verwenden die Brennmeister nämlich keine frischen sondern getrocknete Äpfel. Daher auch der Name, denn in Oberwalden bezeichnet Bätzi das Kerngehäuse eines Apfels. Mittlerweile werden nicht mehr die übrige Kerngehäuse gesammelt, sondern heute wird der Schnapps aus gedörrten Apfelschnitzen hergestellt. Hierfür werden nur regionale Produkte benutzt. Wichtig für die Qualität ist ebenfalls die richtige Lagerzeit, die mindestens über sechs Monate lang sein muss. Nach der Lagerung wird der Alkohol mit Wasser verdünnt und gefiltert, sodass er seinen klaren Charakter erhält. 

7. Brenzer Kirch

Der Brenzer Kirsch ist ein traditioneller alpiner Kirschschnapps und eine wahre Rarität der Zentral- und Nordwestschweiz. Brenzer Kirsch bedeutet nichts anderes als Brennkirsche. Er wird als Cuvée, das heißt aus verschiedenen Sorten der bedrohten Hochstamm-Kirschen der Region gebrannt.

Brenzer Kirsch

Das besondere an den alten Kirschbäumen ist dass sie besonders hoch wachsen und die aromatischen Früchte sehr klein bleiben. Der hochprozentige Kirschbrand erhält einen köstlichen Geschmack von Marzipan, Mandeln, Schokolade und Zimt. Besonders durch den Import von Brennkirschen aus dem Ausland ist die Qualität des Brenzer Kirschs und der Baumbestand bedroht. Lokale Brennereien setzen sich für den Erhalt der traditionellen Spirituose ein. 



8. Latschenlikör

Eine österreichische Besonderheit aus dem Karwendel-Gebirge ist der Latschenlikör. Nach einem alten Familienrezept wird er heute von einem jungen Start-up Unternehmen in Handarbeit hergestellt. Jeder Latschenzapfen wird per Hand gesammelt, anschließend geöffnet, mit Alkohol versetzt und für zwei Monate reifen gelassen. 

Latschenlikör

Da der Latschenbestand streng geschützt ist, besteht eine Kooperation mit dem Naturpark Karwendel. Es liegt eine Sondergenehmigung zur Benutzung der Zapfen vor. Außerdem werden Teile des Umsatzes an den Naturpark für Schutzmaßnahmen gespendet. 

9. Subirer

Der Subirer ist ein traditioneller Obstbrand aus Vorarlberg, der aus der seltenen, regionalen Sau-Birne gebrannt wird. Die alte Birnensorte ist als Frucht nicht verzehrbar, deshalb auch der Name, aber eignet sich dafür umso besser zur Verarbeitung für Spirituosen.

Subirer

Der gekürte Mostbirnenschnapps zeichnet sich durch einen köstlichen fein-würzigen Zitrusgeschmack aus. Der Alkoholgehalt liegt bei 38–42 % vol.. Erstmals gebrannt wurde der Subirer 1928 und erfreute sich besonders nach dem Zweiten Weltkrieg großer Beliebtheit. Bis in die 1990er Jahre war der Markenname nicht geschützt. Mittlerweile darf der Obstbrand aber nur noch in Vorarlberg hergestellt werden. 

10. Zirbengeist

Ähnlich wie der Latschenlikör, stammt auch der Zirbengeist aus den alpinen Wäldern Österreichs. In aufwändiger Handarbeit werden die unverholzten Zapfen der Zirbelkiefern im Sommer gesammelt. Nicht überall dürfen jedoch die Zapfen mitgenommen werden, denn an einigen Orten sind die Zirbenkiefern streng geschützt.

Zirbengeist

Nach der Zapfenernte, werden diese in Obst- oder Getreideschnapps eingelegt, so dass sie diesem eine herb-harzige Note verleihen. Zur Herstellung von Zirbengeist wird die Flüssigkeit anschließend gebrannt. Der besonders in Tirol verbreitete Schnapps wird nicht nur als Getränk genossen, sondern durch die ätherischen Öle der Zapfen findet er auch Verwendung zum Einreiben von schmerzenden Muskeln. 

11. Genepi

Der Genepi ist ein Digestif mit einem Alkoholgehalt von 38 % vol., der sich seit mehreren Hundert Jahren besonders in den französischen Alpen und in Norditalien großer Beliebtheit erfreut. Der Kräuterlikör stammt aus dem Aostatal und wird aus der regional wachsenden Ährigen Edelraute hergestellt, die wie auch der Wacholder für Absinth zu der Gattung Artemisia gehört.

Genepi

Zwischen den beiden Spirituosen besteht eine enge Verwandtschaft. Unterschied ist jedoch nicht nur die mattere olivgrüne, fast goldene Farbe des Genepi, sondern auch das Herstellungsverfahren. Die Kräuter im Genepi werden mazeriert, das heißt zermürbt und nicht destilliert. Sein Geschmack zeichnet sich durch eine besondere Würzigkeit mit starkem Aroma aus. Im Vergleich zu anderen Artgenossen ist dieser Kräuterlikör zudem weniger süß. Aber auch optisch beeindruckt der Genepi, denn die Zweige der unter Naturschutzstehenden Ährigen Edelraute zieren das Flascheninnere des grün-goldenen Likörs. 


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