Versteckte Easter Eggs auf Landkarten

Ostereier Suche nicht nur im Garten sondern auch auf Landkarten? Easter Eggs sind heimlich vom Hersteller eingebaute Hinweise oder Witze – also kleine versteckte Überraschungen, die den Finder zum Lächeln bringen. Ein paar davon stellen wir euch hier vor. 

Wie entstehen Landkarten?

Das Kartografieren ist ein altes Handwerk. Schon seit Jahrtausenden visualisieren Menschen ihr Umfeld in Form von Landkarten. Einen Überblick über historische Karten findest du hier! Heute ist das Handwerk immer noch einigen wenigen Spezialisten vorbehalten. Selbstverständlich sind durch die technischen Fortschritte die Vermessungen und Daten viel präzisier geworden und das Erstellen der Karten passiert mit IT-Tools digital, dennoch benötigt es dafür Handarbeit und Zeichenkunst. Für das Zeichnen von topografischen Karten, also der Abbildung der Geländeform beispielsweise gibt es strenge Regeln. Für präzise und plastische Felsdarstellungen wird die Geländeoberfläche nicht in kompletter Draufsicht dargestellt, unterschiedlich schattiert und je nach Gesteinsart schraffiert. 

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Topografische Karten werden in der Regel von öffentlichen Behörden in Auftrag gegeben und fallen unter die amtlichen Kartografie. In der Schweiz beispielsweise ist das Bundesamt für Landestopografie, kurz Swisstopo dafür verantwortlich. Und genau bei diesen Karten wurden einige Easter Eggs gefunden. 

Wie kommen die Easter Eggs auf die Karte?

Die erste amtliche topografische Karte der Schweiz war die Dufourkarte Mitte des 19. Jahrhunderts, welche Schweizer Landkarten zu einem international Ruf für Genauigkeit verhalf. Heute immer noch geprägt von Präzision, kann es jedoch mal passieren, dass sich bei der Erstellung von einer Neuauflage der Karte der ein oder andere Kartograf einen kleinen Scherz erlaubt und ein Easter Egg passend zu der Umgebung in die Zeichnung einbaut. Meistens bleiben diese Zeichnungen ein internes Geheimnis oder werden erst viel später entdeckt. Sprecherin von Swisstopo Sandrine Klötzli sagt es gebe zwar strenge interne Kontrollen, aber manchmal würden solche Gags „übersehen“. Solange sie die Qualität und die Sicherheit der Karte nicht vermindern, würden sie jedoch auch nicht stören. 

Tatsächlich gibt es manchmal aber auch absichtlich kleine Änderungen oder Fehler in Karten, damit sie nicht so leicht kopiert werden können und ihre Originalität überprüfbar ist. 

Die Spinne am Eiger

Quelle: Swisstopo; Landeskarte 1:50 000, 254 Interlaken, Ausgabe 1981 – 2’643’393, 1’158’802

Die imposante Eiger Nordwand galt lange als das letzte Problem der Alpen. Erst 1938 wurde sie bezwungen. Zu den Erstbesteigern gehörten unteranderem Anderl Heckmair und Heinrich Harrer, letzterer veröffentlichte eins der erfolgreichsten Bergbücher „Die Weisse Spinne. Die Geschichte der Eiger-Nordwand“. Die sogenannte Spinne ist ein circa 300 Meter langes Schneefeld, welches die Heckmair Route im oberen Drittel der Wand quert. Der technisch schwierige Durchgang ist bei Bergsteigern gefürchtet. Die weiße Spinne ist Symbol der Wand geworden und so hat der Kartograf Othmar Wyss ihr in der amtlichen Landkarte der Schweiz von 1980 eine Hommage gewidmet. Er war der erste der sich so etwas traute. Schaut man sich die Felsdarstellung der Nordwand genau an, so entdeckt man den unauffällig eingefügten Spinnenkörper. Wie für Easter Eggs üblich ist auch hier die Zeichnung eine Referenz zu ihrer Umgebung. Bei einer Neuauflage der Karte von 1987 musste die Spinne allerdings wieder für die klassische Darstellung weichen. 

Das Hardermanndli bei Interlaken

Quelle: Swisstopo; Landeskarte 1:50 000, 254 Interlaken, Ausgabe 1981, 2’631’950, 1’171’661

Im gleichen Jahr wie die Spinne, schaffte es das sogenannte Hardermanndli unentdeckt auf die Karte 254. Der Kartograf Friedrich Siegfried verstecke nordwestlich von Interlaken an der Harder Kulm, dem Hausberg der Stadt, das Gesicht des Hardermanndli in der Zeichnung. Hierbei bezieht er sich auf eine lokale Sage, in der es heißt dass es sich beim Hardermanndli um einen Mönch handelt, der ein Mädchen in den Abgrund der Klippe getrieben haben soll und als Strafe versteinert wurde. Die einem steinerne Gesicht ähnelnde Flanke des Berges ist ein bekanntest Wahrzeichen. Die tatsächliche Sichtbarkeit in der Natur ist mit Grund warum das Hardermanndli das einzige Easter Egg ist, dass alle Kartensäuberungen bis dato überlebt hat.

Der Bergsteiger am Piz Tea Fondada

Quelle: Swisstopo; Landeskarte 1:100 000, 39 Flüelapass, Ausgabe 2001, 2’820’756, 1’158’735

Seit 1997 reiht sich auf den Karten ein neues Kunstwerk ein. Es war wie beim Hardermanndli auch der Kartograf Friedrich Siegfried, der am Piz Tea Fondada nahe Livigno an der Grenze der Schweiz zu Italien, einen Bergsteiger in die Felsdarstellung einbaute. Der Bergsteiger, der auf italienischer Seite den Hang empor steigt, ist angeblich rein funktioneller Natur, denn es fehlten Daten und Informationen von den italienischen Geodiensten. Auf den aktuellsten digitalen Karten von Swisstopo aus dem Jahr 2018 kann die Zeichnung immer noch gefunden werden. Allerdings wurde sie bei der Überarbeitung von 2019 angeblich entfernt. 

Der Fisch im Lac de Remoray

Quelle: Swisstopo; Landeskarte 1:100 000, 35 Vallorbe, Ausgabe 1983, 2’510’074, 1’180’060

Zwar ganz offensichtlich und naheliegend aber trotzdem in den Korrekturen unentdeckt blieb der Fisch im französischen See Lac de Remoray südlich von Pontarlier, den Werner Leuenberger hier 1980 einfügte. Fast ein Jahrzehnt konnte er sich auf der Landkarte halten und in den Zeichnungen des Sumpfgebiets beim See verstecken. 

Das Murmeltier am Aletschgletscher 

Quelle: Swisstopo; Landeskarte 1 :25 000, 1269 Aletschgletscher, Ausgabe 2013, 2’645’950, 1’140’146

Seit den 1990er Jahren hat es keine neuen Gags gegeben bis 2011 Paul Ehrlich kurz vor seiner Pensionierung es wagte ein Murmeltier am größten Gletscher der Alpen, dem Aletschgletscher, einzubauen. Allerdings blieb dieser Scherz  unbekannt bis Lorenz Hurni, Kartografie-Professor an der ETH Zürich 2016 auf Twitter darauf aufmerksam machte. Er erklärte, dass durch den Gletscherrückgang immer mehr Fels zum Vorschein komme und diese Gebiete regelmäßig per Hand geupdated werden müssen. Genau hier nutze Paul Ehrlich die Felsformationen für sein kleines Kunstwerk aus. Die Scherze werden von Swisstopo mit Humor genommen, dennoch werden sie meist in den Neuauflagen wieder entfernt. So musste auch das Murmeltier 2019 den Gletscher wieder verlassen.  



Easter Eggs auch bei Google Maps

Aber nicht nur die Schweizer Karten erlauben sich gerne mal einen Scherz, sondern auch Google Maps versteckt den ein oder anderen Gag in den virtuellen Karten. Beliebt ist hierbei zum Beispiel für bestimmte Orte die Pegman Figur zu ändern. Simple aber effektiv – so wird die Person in der Area 51 zu einem UFO oder zu einem Seemonster, wenn man sie auf den mythenumwobenen See Loch Ness zieht. Es lohnt sich also immer die Augen offen zu halten, denn wer weiß wo noch überall Easter Eggs versteckt sind und uns zum schmunzeln bringen können.