Münsters Fahrradpromenade

Ein Vorbild für fahrradfreundliche Städte

Münster wurde dieses Jahr offiziell der Titel der „fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands“ verliehen – und das zu Recht: Denn es werden nicht nur mehr Fahrräder als Einwohner*innen gezählt, sondern einmalig für die Stadt ist die sogenannte Promenade, ein Stadtring rund um die Altstadt, wo einst die Stadtmauer stand. Nun verläuft hier eine Straße nur für Fahrräder. Wir von Marmota Maps haben Münsters Promenade näher unter die Lupe genommen und für euch die wichtigsten Fakten und Highlights zusammengefasst und in eine Karte gepackt.

Die Promenade – ein Überbleibsel aus dem Mittelalter

Die Promenade ist eine der Hauptattraktionen der historischen Stadt Münster. Bereits seit dem 13. Jahrhundert wurde Münster von einer imposanten Stadtmauer umgeben. Diese Befestigung sicherte die Stadt und bestand aus einem äußeren und inneren Ring, welche sich aus Wassergräben, einem Erdwall, einer hohen Mauer, Türmen, den Stadttoren und Bastionen zusammensetzten.

Unsere Karte zeigt Münster heute, doch wo die damalige Stadtmauer verlief, lässt sich hier gut anhand der lila Linie, die die Promenade markiert, erkennen.

Nachdem das Befestigungssystem im 18. Jahrhundert beseitigt und abgerissen wurde, schüttete man auch den Wassergraben zu, der die Innenstadt umgab. Man baute ihn zu einer Promenade gesäumt von einer Lindenallee um. Hier sollten die Bürger zum Spazieren und Genießen der neuentstandene Grünanlagen eingeladen werden.

Die Promenade am Hörstertor: Viele historische Bilder der Promenade lassen sich hier finden (https://www.sto-ms.de)

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt von Münsters fast vollständig zerstört, einschließlich der Promenade. Nach dem Krieg wurde sie jedoch wiederhergestellt und zur Fahrradstraße umgewandelt. Dies war jedoch nicht wie man vielleicht vermuten mag eine fahrradfreundliche, sondern vielmehr eine autofreundliche Maßnahme. Denn man empfand das Fahrrad nach dem Krieg als störend im zunehmenden Autoverkehr. Erst in den 1980er Jahren erneuerte man die Promenade dann umfassend. Seither hat die Stadt viel Arbeit in ihre Erhaltung und in die Förderung der Fahrradkultur gesteckt. 

Fakten zur Promenade

  • 14.000 Menschen fahren jeden Tag auf der Promenade
  • 4,5 km ist die Promenade lang
  • 14 Minuten dauert eine Runde mit dem Fahrrad
  • über 40% der Fahrten werden mit dem Fahrrad erledigt
  • 10 Straßen kreuzen die Promenade
  • 53-59 M ü. NN verläuft die Promenade

Heute besteht die 4,5 Kilometer lange, autofreie Promenade aus drei Teilen. Die beiden äußeren kleinen Wege sind für Fußgänger*innen vorbehalten und die breitere mittlere Straße für die Fahrradfahrer*innen. Dort wo einst die Stadttore standen, wird die Promenade von insgesamt 10 Straßen gekreuzt. Diese verbinden die Altstadt mit den umliegenden Stadtteilen.

Die Promenade ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur von Münster. So fahren hier jeden Tag durchschnittlich 14.000 Menschen mit dem Fahrrad entlang. Seit 2018 gibt es an der Kreuzung Salzstraße eine Radverkehrszählstelle, die die Nutzung analysiert.

Hierbei ist erkennbar, dass seit Anfang der Messungen immer mehr Leute die Promenade nutzen, ob in der Freizeit oder um zur Arbeit, Schule oder Uni zu kommen. Die Sommermonate laden natürlich besonders zum Fahrradfahren ein. Aber auch die winterliche Kälte hält die Münsteraner nicht vom Fahrradfahren ab. So sind hier in den Wintermonaten immer noch über 10.000 Leute täglich unterwegs. Der Einfluss von Corona machte sich auch bei der Promenade bemerkbar. Weitaus weniger Menschen fuhren im Frühjahr 2020 und 2021 mit dem Fahrrad. Aber spätestens 2022 war die Fahrradpromenade beliebter denn je und verzeichnete den Jahresrekord von 5.173.917 Fahrradfahrer*innen.

Besonders unter der Woche und zu Rush Hour Zeiten ist die Straße gut befahren.

Zwischen 6-8 Uhr morgens und 16-18 Uhr abends können dann pro Stunde schon mal 1.500 Fahrräder gezählt werden.

Die Route

Bei der 14 minütigen Umrundung der Innenstadt auf der Promenade fährt man nicht nur an der Radverkehrszählstelle vorbei, sondern auch an vielen Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören zum Beispiel das Fürstbischöfliche Schloss Münster, ein imposantes Barockgebäude, der Buddenturm oder der Zwinger.

Das Fürstbischöfliche Schloss Münster

Beide Letzteren erinnern an die ehemalige Stadtbefestigung, von der sonst kaum etwas übrig ist. Der Buddenturm ist der einzige Stadtturm des inneren Rings, der noch existiert.

Ähnlich wie der Zwinger wurde der Buddenturm im Laufe der Zeit für verschiedene Zwecke genutzt. Beide Bauwerke dienten als Lager für Pulver und als Gefängnis. Der Zwinger ist heute aus diesem Grund auch ein wichtiges Mahnmal, da er zur Zeit des Nationalsozialismus sowohl Gefängnis als auch Hinrichtungsstätte der Gestapo war. Neben wichtigen historischen Stätten bietet die Promenade aber auch viele Orte der Entspannung und sogar einen Kräutergarten, in dem man Heil- und Giftpflanzen kennenlernen kann. 

Fahrradtouren ins Umland

Wer nach der Umrundung der Innenstadt Lust hat noch weiter zu Radeln, kann im südwestlichen Teil der Promenade ganz einfach einen Schlenker zum wunderschönen Aasee einbauen. Auf 6,5 Kilometer Fahrradweg wird man einmal um den See geführt.

Es gibt auch weitere idyllische und etwas längere Radtouren, wie die „Auf den Spuren der Annette von Droste-Hülshoff“-Tour oder die „Reisfelder Münster Tour“, die bequem vom Hauptbahnhof aus gestartet werden können.

Warum Münster Deutschlands Fahrradhauptstadt ist!

Die Fahrradfreundlichkeit Münsters zeigt sich nicht nur in den hervorragenden Fahrradwegen, sondern auch in den Parkmöglichkeiten. Am Hauptbahnhof befindet sich Deutschlands größtes Fahrradparkhaus mit 3.500 Stellplätzen. Darüberhinaus kann man sein Fahrrad hier aber auch rund um pflegen lassen. So gibt es einen Werkstattservice und sogar eine Fahrrad Waschanlage, in der das Rad für nur 5€ wieder auf Hochglanz poliert wird. Falls man kein eigenes Fahrrad besitzt und dennoch gerne die Promenade erkunden will, kann man hier problemlos eins ausleihen.

Um die Freude am Fahrradfahren zu feiern und noch mehr Leute dazu zu motivieren veranstaltet die Stadt Münster Aktionen wie das „24h-Rennen“, welches einmal im Jahr stattfindet. Hier wird in Teams, wie der Name schon sagt, 24h lang um die Promenade geradelt. Aber auch das aktuelle Projekt des Ausbaus von neuen Velorouten, zeigt das Engagement der Stadt das Fahrradfahren und nachhaltige Mobilität zu fördern. Es sind 14 neue Routen geplant, die die Promenade mit den umliegenden Kommunen verbinden sollen.

Münsters Promenade ist wahrlich ein Paradies für alle Fahrradbegeisterten! Da bekommt man sofort Lust sich selbst direkt aufs Fahrrad zu schwingen und die Promenade zu erkunden.